WAZ: Es fehlt an Aufsicht
Archivmeldung vom 12.08.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDominik Brunner wurde im September 2009 auf dem S-Bahnhof in München-Solln erschlagen. Die Politik reagierte sofort. Bundeskanzlerin Angela Merkel versprach verstärkte Polizeipräsenz im öffentlichen Raum. Sie sagte: "Die öffentliche Sicherheit ist ein genau so hohes Gut wie die soziale Sicherheit." Was passierte seither?
Nichts. Die Gewalt auf Bahnanlagen nimmt drastisch zu. Für 2010 zeichnet sich ein Straftaten-Plus von bis zu 30 Prozent ab. Das ist nicht hinnehmbar. Erstens, weil öffentliche Verkehrsmittel gerade in Ballungsgebieten zunehmend genutzt werden. Zweitens: Weil viele dieser Nutzer ältere Menschen sind, denen Gewalt Angst einflößt. Wie sollen sie mobil sein, wenn ihnen diese Angst die Nutzung des Verkehrsmittels versperrt? Tiefes Graben nach den Gründen für den Trend ist überflüssig. Es gibt einfach zu wenig Bundespolizei an den neuralgischen Stellen. Denn Polizeipräsenz schreckt Täter ab. Das Defizit ist aber nicht nur in mangelnder Finanzierung begründet. Auch die Organisation stimmt nicht. Wenn 1000 Bundespolizisten im Ausland im Einsatz sind und jedes Wochenende Hundertschaften die Anfahrten der Fußballfans zu den Bundesligaspielen begleiten müssen, fallen zu schnell zu viele Überstunden bei den Kernaufgaben an.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung