WAZ: Einer für zwei
Archivmeldung vom 27.04.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIm Moment arbeite ich für zwei. Dieser Satz fällt gern, wenn gerade der Kollege urlaubt, krank ist oder von akuter Antriebsschwäche befallen ist. Was den meisten Stressgeplagten nicht bewusst ist: Sie sprechen für ganz Deutschland. Sie arbeiten tatsächlich für zwei.
Ihre latente Überforderung spiegelt ziemlich
exakt das Leistungsverhältnis in unserer Gesellschaft wider. Nicht
einmal vier von zehn Menschen in Deutschland leben überwiegend von
ihrer Arbeit. Ausschließlich vom selbstverdienten Geld lebt nur noch
jeder Dritte. Das hat drei Gründe: Es gibt erstens weniger
Vollzeitjobs, zweitens mehr Arbeitslose und drittens immer mehr
Ruheständler. Diese Probleme haben viele Industrieländer, doch
Deutschland ist früher gealtert als andere und wirtschaftlich stärker
zurückgefallen. Einer arbeitet für zwei. Das ist schlimm. Doch wenn
das so ist, darf der Staat diesen einen nicht immer stärker mit
Steuern und Abgaben belasten. Und er darf es sich nicht leisten,
Millionen Frauen und Männer im besten Alter vom Arbeitsleben
auszugrenzen. Nichtstun macht krank. Die Menschen und die
Gesellschaft.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung