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Lausitzer Rundschau: Klatschen und hoffen

Archivmeldung vom 05.01.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.01.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wenn Guido Westerwelle am Donnerstag beim Dreikönigstreffen der FDP seine Rede beendet hat, wird sein Publikum ihn begeistert feiern. Es bleibt ihm ja auch nichts übrig. Zum Auftakt des Superwahljahres 2011 den Vorsitzenden zu demontieren und durch einen, nun ja, Hoffnungsträger vom Format eines Rainer Brüderle zu ersetzen - es wäre die politische Spielart eines Selbstmordes aus Angst vor dem Tod.

Also die Reihen fest geschlossen, heftig geklatscht und auf ein Wunder gehofft. Das werden die Liberalen, die in den Umfragen von einem Rekordtief ins nächste purzeln, nämlich brauchen, um die sieben anstehenden Landtagswahlen einigermaßen unbeschadet zu überstehen. Wenn es schiefgeht, dann war's das für Westerwelle - dann ist er neben dem Parteivorsitz auch den Außenministerposten los. Um das Problem des Oberliberalen zu verdeutlichen, hilft ein Vergleich mit seinem Vor-Vorgänger im Auswärtigen Amt. Wie die grüne Gallionsfigur Joschka Fischer war Westerwelle ein idealer und deshalb höchst erfolgreicher Oppositionspolitiker - scharfzüngig, angriffslustig, omnipräsent in den Medien. Aber einmal in bundespolitischer Regierungsverantwortung angekommen ist Fischer, der ehemalige Straßenkämpfer und Turnschuhminister, politisch erwachsen geworden. Hat sich als lernfähig erwiesen - manche mögen sagen, bis an die Grenze zum Opportunismus - und die Partei, deren Vorsitzender er nie war, dabei weitgehend mitgenommen. Als sachkundiger, mitunter visionärer Außenminister gewann er internationales Ansehen. Westerwelle dagegen, mit dem Nachteil angetreten, ohne jede administrative Erfahrung ein Bundesministerium leiten zu müssen, hat die Rolle des Oppositionellen nie wirklich abgeschüttelt. Ihm ist es nicht gelungen, sich neu zu erfinden - und Politik in Regierungsverantwortung als die Kunst des Machbaren zu begreifen. Wer aber jeden Abstrich von der liberalen Heilslehre als unerträgliche Niederlage empfindet, der braucht sich nicht wundern, wenn die selbst empfundene Prinzipientreue in der Bevölkerung als Sturheit ankommt. Und wer den Eindruck erweckt, sich in der Welt parteitaktischer Spielchen allemal wohler zu fühlen als im staatstragenden Amt des Außenministers, der muss eben mit dem Ruf der Unseriosität leben. Große Klappe, nichts dahinter? Guido Westerwelle hat nur noch wenig Zeit, um seinen Kritikern das Gegenteil zu beweisen.

Quelle: Lausitzer Rundschau

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