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Börsen-Zeitung: Balanceakt, zum Deal Vivendi/Vodafone

Archivmeldung vom 05.04.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.04.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Vivendi am Ziel, Vodafone auf Kurs, dieses Fazit spiegelt sich in der Reaktion der Anleger auf den nach langen Verhandlungen zum Abschluss gebrachten Deal zwischen den beiden Konzernen wider, die damit beide die strategische Neuordnung ihrer Portfolios fortsetzen. Für den Eigentümerwechsel von SFR erhalten sowohl Käufer als auch Verkäufer Beifall an der Börse. Während Vivendi in den vergangenen Jahren das Gewicht der Telekomaktivitäten im Portfolio in Wachstumsmärkten und nun auch in der Heimat erhöht hat, stellt Vodafone seit geraumer Zeit Minderheitsbeteiligungen sowie kleinere Assets in reifen Märkten auf den Prüfstand.

Dass insbesondere Vodafone für die Aufräumarbeiten im Portfolio unter der Ägide von Vittorio Colao bei den Investoren schon Beifall in Gestalt einer um nahezu ein Viertel gestiegenen Marktkapitalisierung eingeheimst hat, dürfte zweierlei Gründe haben: zum einen beteiligt der britische Mobilfunkriese die Investoren beim Verkauf dicker Brocken wie auch Vodafone Japan oder der Beteiligung an China Telecom stets mit üppigen Aktienrückkaufprogrammen direkt am Erlös; zum anderen hat der Konzern eine klare Strategie über die Reallokation der Mittel kommuniziert. Denn parallel zu den Verkäufen schreitet das Management zur Stärkung des Portfolios in Emerging Markets wie hauptsächlich Indien, aber auch Afrika. Vor allem der Verkauf von SFR, der unmittelbar nach Bekanntwerden der Aufstockung bei Vodafone Essar in Indien kommt, führt zu einer signifikanten Gewichtsverschiebung der Erlösströme. Bisher standen die Beteiligungen im westlichen Europa und Großbritannien für gut zwei Drittel vom Konzernumsatz.

Letzteres muss den Aktionären zunehmend Unbehagen verursacht haben, nachdem die Performance dieser schwergewichtigen Assets in jenen reifen Märkten jüngst enttäuschend war, vor allem was Kontinentaleuropa betrifft. Das zeigte sich nicht zuletzt bei SFR, die in Frankreich mit scharfer Konkurrenz und folglich Umsatz- und Margendruck zu kämpfen hat. Die Reife des Assets spiegelt sich in der Bewertung beim Verkauf wider. Das 6,2-Fache des 2010 erzielten operativen Ertrags erscheint attraktiv, im Spektrum vergleichbarer europäischer Aktivitäten aber nicht besonders hoch gemessen etwa an T-Mobile USA, wo die Telekom ein Multiple von 7,1 erzielte, oder gar im Vergleich zu Emerging-Markets-Aktivitäten. Wachstum winkt anderswo und nicht in Europa. Insofern ist Vodafone gut beraten, das Portfolio entsprechend auszubalancieren.

Quelle: Börsen-Zeitung

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