Allg. Zeitung Mainz: Eine neue Qualität
Archivmeldung vom 08.03.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Massaker, das der junge Araber im Herzen Jerusalems angerichtet hat, markiert nicht nur wegen der vielen Opfer und des Ortes einen neuen Höhepunkt in der unendlichen Geschichte des Blutvergießens im Nahen Osten. Der Attentäter besaß einen echten israelischen Ausweis, er war also jemand, der Zeit seines Lebens als Bürger Israels gelebt hatte und sich deshalb völlig frei im Staat bewegen konnte.
Damit ist klar, dass es nichts mehr nützt, das Kernterritorium Israels mit gewaltigen Mauern, elektronisch aufgerüsteten Zäunen und Straßensperren abzuschirmen. Die potenziellen Mörder leben längst in unmittelbarer Nachbarschaft zu ihren jüdischen Zielen. Das ist eine neue Qualität des arabischen Terrorismus. Denn der jüdische Teil der israelischen Bevölkerung muss sich nun darauf einstellen, selbst seinen unmittelbaren Nachbarn nicht mehr trauen zu können. Damit hat die militante Hamas ohne großen Aufwand den Krieg aus dem völlig abgeriegelten Gazastreifen tief nach Israel hinein getragen. Keine Rakete kann solche Schrecken verbreiten wie das Massaker in der Jerusalemer Talmudschule. Dieses neue Sicherheitsproblem werden Polizei und Geheimdienste auch mit noch so großem Aufwand nicht völlig beseitigen können. Denn Israel ist eine Demokratie, in der jeder Bürger, Muslim wie Jude, die gleichen Rechte hat, auch und vor allem das Recht, nicht unter Generalverdacht gestellt zu werden. Bleibt also nur eine politische Lösung. Dafür braucht man jedoch eine starke Führung, die Konsens unter den Menschen herzustellen vermag. Doch Ehud Olmert führt eine der handlungsunfähigsten Koalitionen, die Israel je hatte, und er ist einer der schwächsten Ministerpräsidenten, die das Land je kannte. Deshalb wird er wieder, wie so oft, die Armee in Marsch setzen, um blutige Rache zu nehmen. - Helfen wird es nicht, im Gegenteil.
Quelle: Allgemeine Zeitung Mainz