Rheinische Post: Moral-Lügen und Terror-Abwehr
Archivmeldung vom 15.12.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWie führt eine Demokratie den Kampf gegen den Terrorismus? Die im September abgewählte rot-grüne Regierung beantwortete diese Frage öffentlich stets außerordentlich plakativ: Dieser Kampf sei nur zu gewinnen, wenn sich alle Behörden strikt an Menschenrechte und Gesetz hielten. Seit gestern wissen wir:
Auch hier
war die Propaganda-Maxime eindeutiger als das tatsächliche
Staatshandeln: Deutsche verhörten deutsche Staatsbürger, die in
Syrien und Guantanamo unter Terrorismus-Verdacht festgehalten wurden.
Wolfgang Schäuble, der seit wenigen Wochen amtierende
Innenminister, hat das gestern bekannt gemacht. Wer zum Verhör nach
Guantanamo reiste, teilte er nicht mit, nur dass es nicht Beamte des
dem Innenministerium unterstellten Bundeskriminalamts waren. Er
entlastete derart seinen Vorgänger Schily, lenkte vielmehr den
Verdacht auf Schröders Kanzleramt, das die Geheimdienste
koordinierte.
Ausgerechnet die Regierung, für die Guantanamo die Verlogenheit
der Politik der Regierung Bush bewies, bediente sich dort.
Vermutlich, weil sie sonst überhaupt keine Informationen bekommen
hätte. Hätte sie darauf verzichten sollen? Wie unklar vieles in
diesem Feld ist, zeigt sich auch im Fall el Masri. Bisher stellte er
sich nur als gedemütigtes Opfer dar. Jetzt muss geklärt werden, ob
sich die US-Regierung bei ihm entschuldigte, ob er Geld erhielt.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post