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WAZ: Sport und die Abhängigkeit

Archivmeldung vom 29.12.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.12.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Sport ist uns lieb. Aber der Sport ist auch verdammt teuer geworden. Spitzenleistungen (oder das, was dafür gehalten wird) setzen Spitzenlöhne voraus, die allein mit Eintrittsgeldern und selbst mit fulminanten Fernseh-Einnahmen nicht mehr garantiert werden können.

Üppige Zusatzquellen müssen her, die aus dem wundersamen Privatbesitz von Milliardären wie Roman Abramamowitsch und Carlos Slim oder aus dem Firmen-Vermögen eines Energie-Multis wie Gazprom speisen. Was aber, wenn diese Herrschaften, wenn Konzerne solchen Kalibers wegen weltumspannender Wirtschaftskrisen klamm werden? Wenn sie, die so genannten Spender, Sponsoren und Mäzene sich nicht mehr gönnerhaft aus der Portokasse bedienen können? Äußern sich nicht spätestens dann die Folgen einer gefährlichen Abhängigkeit? Was den ehemaligen Taxifahrer Carlos Slim betrifft, ist es vielleicht zu früh für eine Prognose, weil der superreiche Mexikaner offenbar noch mit links in der Lage ist, den Formel-1-Rennstall des angeschlagenen japanischen Automobil-Produzenten Honda zu übernehmen und seinen Fortbestand zu garantieren. Doch an Roman Abramowitsch, dem russischen Öl-Milliardär, scheint die globale Rezession nicht mehr so ganz spurlos vorbeizugehen, weshalb sich bei Englands Fußball-Erstligist Chelsea London bereits zaghafte Existenzängste äußern. Denn Chelsea ist Abramowitsch. Und Gazprom? Den russischen Gasmonopolisten mit Schalke gleichzusetzen, wäre natürlich eine totale Verdrehung der tatsächlichen Verhältnisse. Das Wirtschafts-Unternehmen Schalke 04 profitiert zwar in einem nicht unerheblichen Maße von den jährlichen Euro-Millionen des Energie-Multis Gazprom, doch die Eigenständigkeit des Traditionsklubs Schalke 04 ist über jeden Zweifel erhaben. Schalke wird selbst dann nicht in existenzielle Not geraten, wenn den Russen sämtliche Rohre und Pipelines abgedreht werden sollten, weil Schalke über ein Kapital verfügt, das zum Glück an keiner Börse dieser Welt "gehandelt" werden kann: Es sind die Fans - eine Lebensversicherung.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Hans-Josef Justen)

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