WAZ: Egoismus im Profifußball - Kommentar zur Bundesliga
Archivmeldung vom 27.01.2017
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Freigeschaltet durch André OttAus allen Winkeln kommen die Unkenrufe: Der Fußball-Boom in Deutschland kann nicht ewig dauern. Die Bundesliga feiert Rekorde - aber wie lange noch? Der neue TV-Vertrag wird die 36 Profiklubs in den nächsten vier Jahren bestens versorgen. Und danach? Sogar Liga-Geschäftsführer Seifert sieht die "Gefahr einer Übersättigung", wie sie die Football-Liga der USA erlebt.
Die Sorgen sind begründet. Wo viel Geld im Spiel ist, greift Egoismus um sich. Die Profi- und Amateurklubs streiten wie VIP-Fans und Ultras um die Anstoßzeiten am Sonntagmittag und Montagabend. Der Privatsender Eurosport möchte seinen Bundesliga-Fußball nicht auf dem Sky-Decoder senden und feilscht um Prozente. Die Spieler kassieren im Schnitt zwei Millionen Euro im Jahr und kennen nur drei Worte: mehr, mehr, mehr!
Das Schalker Fußball-Idol Yves Eigenrauch warnte diese Woche vor der Trennlinie zwischen Klubs und Fans. Öffentliches Training wird zur Seltenheit. Ja, die Gefahr besteht: Wenn Rekordumsatz allein zählt, verliert der deutsche Fußball sein größtes Vermögen: seine Fans. Nicht heute, wenn wir Rekord feiern. Aber irgendwann. Und dann gibt es keine Rekorde mehr.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots) von Pit Gottschalk