Neue OZ: Wer einmal auffällt . . .
Archivmeldung vom 17.09.2011
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.09.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Hygiene-Ampel soll den Bürgern zeigen, ob sie ohne Furcht vor verunreinigten Speisen und Getränken in das Restaurant ihrer Wahl einkehren können. Mehr Transparenz ist gut. Doch stellt sie die Behörden, die sie herstellen sollen, vor erhebliche Herausforderungen. Zwischen den Besuchen der bundesweit 2500 Kontrolleure liegen große Zeitabstände, und jede Kontrolle liefert nur eine Momentaufnahme. Was, wenn ein nachlässiger Wirt ausgerechnet am Kontrolltag mal ein tadelloses Bild abgibt? Was, wenn ein vorbildlicher Gastronom just am Stichtag einen unachtsamen Mitarbeiter eingestellt hat?
Ist das die angemessene Grundlage für eine Markierung, die zum Blickfang oder zum Brandmal werden kann? Wer einmal auffällt, dem traut keiner mehr. Eine schlechte Einstufung kann einen Gastwirt in den Ruin treiben. Voraussetzung für eine faire Bewertung wären also häufigere Kontrollen als vorgesehen in jedem Lokal. Dazu braucht es mehr Kontrolleure.
Aber neben der Frage nach der Aussagekraft stellt sich auch die nach der Vollständigkeit eines solchen Kennzeichnungssystems. Wirkliche Transparenz bedeutet auch, dass Gäste erfahren können, ob die verwendeten Lebensmittel Bio- und Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Eine Kennzeichnung, die dies außen vor ließe, wäre nur eine halbe Sache. Wenn die Minister den Weg zur Ampel einschlagen wollen, müssen sie bereit sein, ihn bis zum Ende zu gehen.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)