WAZ: Der falsche Mann macht Tempo
Archivmeldung vom 10.04.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs gibt in der unappetitlichen Affäre um Schiedsrichter Michael Kempter und den ehemaligen Schiedsrichter-Obmann Manfred Amerell keinen neuen Sachstand. Das sollte man durchaus noch einmal festhalten: Nach wie vor ist nicht erwiesen, ob Amerell nun Kempter systematisch sexuell genötigt oder ob nicht Kempter seinen ehemaligen Liebhaber beim DFB ans Messer geliefert hat.
Wenn in der ganzen Geschichte also Eile geboten ist, dann bei ihrer Aufklärung durch die Staatsanwaltschaft. Statt dessen drückt der DFB aufs Tempo und setzt Michael Kempter ohne jede Not vier Wochen vor dem Saisonende bei einem Drittligaspiel in der Provinz an. Das sei, sagt DFB-Präsident Theo Zwanziger, "die absolute Normalität."
Das ist eine geradezu abenteuerliche Einschätzung. In Sandhausen wird heute nichts normal sein. Es wird einen Ansturm auf Michael Kempter geben, obwohl er mit seinem Comeback nichts gewinnen kann. Entscheidend für seine Zukunft ist die Frage, ob er die Öffentlichkeit und den DFB belogen hat oder nicht. Solange die nicht geklärt ist, sollte Kempter nicht pfeifen.
Und Theo Zwanziger? Hat sich schon einmal vorschnell als Kempters Beschützer aufgespielt und doch nur allen, auch sich selbst, furchtbar geschadet. Es sieht so aus, als habe er nichts gelernt.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung