Börsen-Zeitung: Neuer Gegner für Eon
Archivmeldung vom 27.09.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEons Übernahmekampf um die spanische Endesa nimmt eine unerwartete Wendung. Statt sich wie bisher mit den überzogenen Fusionsauflagen aus Madrid herumzuschlagen, muss der deutsche Konzern nun einen "Weißen Ritter" in Gestalt des Mischkonzerns Acciona in die Schranken weisen. Die Übernahme wird damit wahrscheinlicher, aber absehbar auch teurer.
Da Acciona auf bis zu 25% an Endesa aufstocken könnte, wird es für
Eon deutlich schwieriger, das Mindestziel von gut 50% des Kapitals zu
erreichen, ohne die Offerte kräftig zu erhöhen. Acciona hat bei ihrem
Einstieg mit 10% bereits gut ein Viertel mehr je Aktie bezahlt, als
Eon bislang zu geben gewillt war. Statt der bisher von Eon für den
Gesamtkonzern gebotenen 27 Mrd. Euro könnten es nun leicht mehr als
30 Mrd. Euro werden. Immerhin erhielten die Deutschen mit Endesa auf
einen Schlag die führende Rolle auf Spaniens Strommarkt. Eine feste
Obergrenze für den Kaufpreis ist lediglich Eons Selbstverpflichtung
auf eine Bonitätsnote von mindestens "A".
Unklar ist, welches Ziel Acciona mit dem Einstieg verfolgt.
Entweder die Spanier wollen ihr Aktienpaket ganz einfach möglichst
teuer an Eon weiterverkaufen. Oder es geht darum, die Übernahme als
Ganzes zu blockieren. Böse Zungen behaupten, dass der Einstieg von
Spaniens Regierung initiiert und unterstützt wurde. Selbst wenn dies
eine unhaltbare Verschwörungstheorie sein sollte, hat der Auftritt
Accionas als "Weißer Ritter" für Madrid allemal eine erfreuliche
Seite. Spaniens Regierung kann nun den Staffelstab im
wirtschaftspatriotischen Abwehrkampf für eine spanische Endesa an ein
Privatunternehmen weiterreichen. Sie kommt damit etwas aus der
Schusslinie der Kritik aus Brüssel.
Entscheidend dürfte nun die Haltung des Endesa-Managements werden. Die spanische Konzernführung kann jedwedem Angreifer diverse Knüppel in Form von langwierigen Gerichtsverfahren zwischen die Beine werfen. Chairman Manuel Pizarro wird sich für denjenigen Partner entscheiden, der den Endesa-Konzern in möglichst vollständiger Form erhält und der spanischen Führung weitestgehende Freiheit lässt. Dass Acciona die Macht bei Endesa ohne Unterstützung aus dem Konzern an sich reißt, ist äußerst unwahrscheinlich. Denn die Stimmrechte jedes Endesa-Aktionärs sind - unabhängig vom Kapitalanteil - auf 10% begrenzt.
Quelle: Pressemitteilung Börsen-Zeitung