Neues Deutschland: zur Armut in Deutschland
Archivmeldung vom 02.04.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Armut steigt und steigt, vor allem bei Kindern und Alten - mitten im konjunkturellen Aufschwung. 2,5 Millionen Kinder und deren Familien sind bereits unter die Armutsgrenze gerutscht. Und ihre Chancen, sich aus der Spirale von sozialer Benachteiligung, geringeren Bildungsmöglichkeiten, oft mangelhafter Ernährung und schlechterer Gesundheit zu befreien, sind gering.
Vorgezeichnet ist eher der Weg in den wachsenden Niedriglohnsektor und daraus folgend wahrscheinlich auch ein Lebensabend in Armut. Zu oft haben diese »Karrieren« schlimme Folgen für Leib und Leben, wenn Frust und Verzweiflung den Lebensmut nehmen und Aggression den Platz einräumen. Die Verschwendung von Lebenspotenzialen und das Kultivieren von Armutspotenzialen wird dieses Land spätestens beim absehbaren Abflauen der Konjunktur teuer zu stehen kommen. Wie lange kann man es sich leisten, über Armut trotz Arbeit, Armut im Osten, von Kindern und Alten nur zu diskutieren, ohne sie erfolgreich zu bekämpfen? Ähnlich wie die Debatte um die vermeintliche Vergreisung der Gesellschaft Jahrzehnte alt ist, warnen nicht nur Sozialverbände, sondern das Statistische Bundesamt, die Armutskonferenz und andere Organisationen seit Jahren vor dem wachsenden Armutspotenzial. Dass sich das Los der Betroffenen signifikant wandelt, wenn sich die SPD in ihrem Forum Ost und der Sozialbeirat der Bundesregierung damit befassen, kann allenfalls gehofft werden.
Quelle: Neues Deutschland