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Rheinische Post: Süßer Lotto-Wahn

Archivmeldung vom 11.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wollen wir uns hinstellen und moralinsauer darüber philosophieren, dass Geld den Charakter verdirbt, wenn sich demnächst das vereinte Europa am Lottoglück berauschen soll? Das wäre typisch deutsch und außerdem nicht fair.

Denken Sie doch einmal nach: Wenn sie 100 Millionen Euro im Lotto gewinnen und dieses Geld auf Ihr Sparbuch mit gesetzlicher Kündigungsfrist einzahlen würden, bekämen Sie eine Million Euro Zinsen im Jahr. Abzüglich Abgeltungssteuer (ab 2009) blieben 750.000 Euro, also 62.500 Euro im Monat, also rundgerechnet 2000 Euro am Tag - und sie müssten Ihre 100 Millionen nicht mal anfassen. Wem sich jetzt der Sinn einer kontinentalen Glücksspiel-Hysterie noch nicht erschließt, dem ist nicht zu helfen. Ernsthaft: Wen der süße Lotto-Wahn bisher nicht umgetrieben hat, der wird sich auch am Giga-Gewinn nicht begeistern. Für die anderen bleibt Lotto samstag- und mittwochabendliches Fiebern vor dem Fernseher und Mittel zur Kommunikation mit gleichgesinnten Glücksrittern in der Annahmestelle. Dafür werden sie vermutlich gern das Dreifache des bisherigen Betrages zahlen. Das steigert die Einnahmen der Lottogesellschaften - und dafür ist das Ganze doch gedacht, oder?

Quelle: Rheinische Post (von Georg Winters)

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