Westfalenpost: Es knirscht ungesund Details gefährden das Koalitions-Ganze
Archivmeldung vom 25.09.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.09.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAngela Merkel mag bedauern, dass es nicht mehr Auslandstermine gibt, bei denen sie sich vom Inlandsverdruss erholen kann. Für die Kanzlerin kommt es zur Zeit dicke: Kein Stimmungsgewinn durch Wahlen, nichts als Ärger mit der wichtigen Gesundheitsreform, im eigenen Hause wirkt sie nicht wie die unumstrittene Chefin.
Manche sagen "Überforderungsgrenze" und meinen das mit der
Überforderung eigentlich anders. Weil sie es selbst besser könnten,
wenn man sie ließe. Warum CDU-Landesfürsten erst so spät die
Protesthandschuhe in den Koalitionsring werfen, was von Münteferings
Merkel-Verteidigung zu halten ist, was sich die oppositionelle FDP
von dem Krach verspricht - all dies führt zu einer unübersichtlichen
Gemengelage in Berlin. Alle kochen ihr Süppchen, aber auslöffeln
sollen es andere.
Letztlich krankt die Gesundheitsreform, die kaum ein Laie noch
versteht, an der prinzipiellen Unvereinbarkeit der Parteiziele
Kopfpauschale und Bürgerversicherung. Der mühevoll gefundene
Irgendwie-Kompromiss mit Gesundheitsfonds wird nach kosmetischen
Korrekturen zur Gesichtswahrung wohl kommen, doch nichts wirklich
lösen.
Bei allem Hickhack-Nebel: CDU und SPD können kein echtes Interesse
daran haben, die große Koalition schon jetzt scheitern zu lassen.
Niemand käme ungeschoren davon. Neue politische Farbenspiele böten im
Übrigen keine Gesundheits-Gewähr. Im Gegenteil: Zwischen Westerwelle
und Beck liegen Welten. Von Ulla Schmidt ganz zu schweigen.
Merkel muss kämpfen. Um die Sache, um die Koalition, um ihr Amt. Der
Ausblick nach Mitstreitern kann sie nicht froh stimmen.
Quelle: Pressemitteilung Westfalenpost