Neue OZ: Heimvorteil für die Jungen
Archivmeldung vom 27.02.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMenschen über 60 Jahre setzen auf Bewahrung des Erreichten. Junge Menschen fordern ungezügelte Freiheit und lieben das Chaos, weil es Machtstrukturen infrage stellt. So weit der bekannte Generationenkonflikt. Weil aber die Älteren immer älter werden und die Lebensphase der Jugend mit früherem Einsetzen der Pubertät und der Etablierung neuer Lebensphilosophien länger wird, gewinnt er an Schärfe.
Die neue Arena, in der dieser Konflikt ausgetragen wird, ist das Internet: Heimvorteil für die Jungen. Während Ältere dort nur passiv konsumieren, haben die Jungen das Netz zum aktiven Lebensmittelpunkt erklärt. Neben der Selbstverwirklichung in sozialen Netzwerken bringen sie als Plagiatjäger Politiker zu Fall, führen Geheimdienste in Enthüllungsplattformen vor und organisieren erfolgreich Widerstand gegen das ACTA-Abkommen, das ihr Wirken einschränken will.
Die Generation Internet hat Transparenz im öffentlichen Leben zum Dogma erklärt - wobei sich ihre Kraft gerade aus der Anonymität und Intransparenz des Netzes speist. Wer glaubt, dass sich die Piratenpartei, politischer Arm der Bewegung, durch Personalrochaden und Unorganisiertheit bald selbst beseitigen wird, verkennt ihr verborgenes Unterstützerpotenzial. Weder die gern jugendlich auftretenden Grünen noch die selbst erklärten Liberalen haben bisher eine wirksame Strategie entwickelt, dieses Potenzial anzuzapfen - ganz zu schweigen von den beiden Noch-Volksparteien.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)