Neue Westfälische (Bielefeld): Gewaltiger Druck
Archivmeldung vom 09.01.2018
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Freigeschaltet durch André OttDie nervenden Staus auf vielen Fernstraßen in Nordrhein-Westfalen waren einer der Sargnägel der alten rot-grünen Landesregierung. Der Opposition aus CDU und FDP war es gelungen, der damaligen Regierung die Verantwortung dafür in die Schuhe zu schieben. Deshalb muss nun der neue Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) mit einem gewaltigen Druck fertig werden und das Versprechen, die Rekordstaus in NRW zu verringern, einlösen.
Doch längst ist klar, dass auch Wüst nur mit Wasser kocht. Auch er kann nur versuchen, die Engpässe auf den Autobahnen und Bundesstraßen des Landes durch entsprechende Ausbaumaßnahmen auf lange Sicht zu beseitigen. Erforderlich sind dazu viele neue Baustellen, die zunächst einmal den Verkehr auf den Fernstraßen zusätzlich behindern. Dass das gleichzeitig nicht weniger, sondern mehr Staus in den nächsten Jahren bedeutet, ist auch dem neuen Verkehrsminister klar. Insofern liegen der frühere NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) und der Christdemokrat Hendrik Wüst gar nicht weit auseinander.
Auch Groschek stand zuletzt genügend Geld beim Bund bereit, um erforderliche Ausbaumaßnahmen zu finanzieren, auch Groschek musste vor allem dafür sorgen, dass die Projekte so schnell wie möglich realisiert werden können, um die Durststrecke, in der der Autofahrer mit mehr Baustellen und deshalb auch mehr Staus leben muss, möglichst abzukürzen. Auch bei den Bemühungen, die erforderlichen Baumaßnahmen möglichst schnell umzusetzen, kann Wüst keine Wunder vollbringen. Er versucht, beim Baustellenmanagement mehr herauszuholen, er will mit zusätzlichem Personal die Planungszeiträume verkürzen - alles ehrenwerte Versuche, denen man nur viel Erfolg wünschen kann.
Doch am Ende wissen wir alle, dass nur eine Reduzierung des individuellen Autoverkehrs den Stau auf Nordrhein-Westfalens Straßen wirklich besiegen kann. "Beseitigung der Engpässe" und "bedarfsgerechter Ausbau", die Lieblingsvokabeln von Minister Wüst, sind wichtige Bausteine einer sinnvollen Verkehrspolitik. Der Kampf gegen den Stau aber wird in Wirklichkeit auf anderen Schlachtfeldern gewonnen: Nur wenn es gelingt, durch attraktive Angebote möglichst viele Autofahrer dazu zu bewegen, vom Auto auf andere Verkehrsmittel oder vom eigenen in das bereits fahrende Auto anderer umzusteigen, könnten die Verkehrsnachrichten in den Radiosendern wieder wirklich kürzer werden.
Quelle: Neue Westfälische (Bielefeld) (ots) von Lothar Schmalen