Lausitzer Rundschau: Zu: Brücke gefährdet Weltkulturerbe Dresdner Elbaue
Archivmeldung vom 08.07.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittÜber den kuriosen Dresdner Streit um die Waldschlösschenbrücke lässt sich mittlerweile ein dickes Geschichtsbuch schreiben. Ab morgen nun wird dem Epos im litauischen Vilnius ein neues Kapitel hinzugefügt: Es handelt von der Sitzung des Welterbe-Komitees der Unesco, bei dem Dresden die Aberkennung des Welterbestatus für sein Elbtal fürchten muss.
Schließlich würde die
malerische Flussbiegung von dem geplanten Brücken-Ungetüm schlichtweg
zerschnitten, der Eindruck von der Stadtlandschaft wäre arg lädiert.
Wahrscheinlich aber stellt die Uno-Kulturorganisation der Stadt ein
klares Ultimatum: entweder Brückenschlag oder Welterbe-Glamour.
Der Königsweg nach einem solchen Spruch könnte für das Rathaus in
einem neuen Bürgerentscheid liegen. Zwar hatten die Bewohner der
Landeshauptstadt schon einmal für die neue Flussquerung votiert und
die Stadtväter setzen sich nun dem Vorwurf aus, so lange abstimmen zu
lassen, bis das Ergebnis passt. Aber beim letzten Stimmungstest war
auch die neue Güterabwägung noch nicht bekannt. Nun gibt es nur noch
hopp oder top - und es wäre legitim, den alten Entscheid aufzuheben
und die Wähler erneut sprechen zu lassen. Ohnehin hat sich die
Ausgangslage stark verändert: Der Bau der Autobahn 17 und anderer
Elbbrücken haben den innerstädtischen Verkehr deutlich mehr
entlastet, als bisher angenommen. Das Großprojekt erscheint nun
nahezu überflüssig.
Das Welterbe-Votum zu ignorieren und einen Eintrag auf die "Rote
Liste" des gefährdeten Erbes zu riskieren, kann sich Dresden
jedenfalls nicht erlauben. Das Argument, die Touristen kämen so oder
so, zeugt da eher von frecher Arroganz einer aufstrebenden
ostdeutschen Stadt. Auf der Brücke zu beharren - der Imageschaden
wäre unübersehbar, wie das Beispiel des Kölner Doms zeigt. Am Rhein
aber hat man sich besonnen und den Bau dreier Hochhäuser gegenüber
dem Dom gestoppt. Vielleicht kommt diese Botschaft auch an der Elbe
an.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau