WAZ: Mächtige Muslimbrüder
Archivmeldung vom 03.04.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittVergessen sind die Schwüre, sich im post-revolutionären Ägypten zu mäßigen. In den ersten zehn Monaten nach dem Sturz ihres Erzfeindes Hosni Mubarak versprachen die Muslimbrüder, den Weg an die Macht in kleinen Schritten zu gehen, um das Ausland nicht zu verschrecken, Investoren nicht zu vertreiben und das eigene Land nicht zu überfordern. Doch je näher in Ägypten der für Ende Juni gesetzte Übergang von der Militärherrschaft auf eine zivile Führung rückt, desto mehr lässt die Muslimbruderschaft ihre Muskeln spielen.
Im Januar zog sie als stärkste Fraktion ins ägyptische Parlament ein und formt mit den radikalen Salafisten eine 70-Prozent-Mehrheit, die vor allem bei den Frauenrechten die Uhren zurückdrehen will. Vor zwei Wochen nun drückten die Islamisten ihre Kandidatenliste für die 100-köpfige Verfassungsgebende Versammlung durch. Und jetzt schicken sie mit ihrem Vizechef Khairat al-Shater doch einen Kandidaten ins Rennen um die Präsidentschaft. Al-Shater hat die besten Chancen, Nachfolger Mubaraks zu werden. Dann hätten die Muslimbrüder alle Schlüsselämter unter Kontrolle.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)