WAZ: Die alten Reflexe
Archivmeldung vom 23.11.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittHinter dem spektakulärsten Betrugsdelikt der jüngeren Zeit im Fußball steckt keine asiatische Wettmafia, sondern ein Topstar, der im Ruf eines untadeligen Sportsmanns stand. Zur pauschalen Kriminalisierung des Profifußballs taugt Thierry Henrys Handspiel, das Irland den Weg zur WM versperrte, aber ebensowenig wie Wettbetrügereien.
Das Echo auf die Ermittlungen wegen möglicher Manipulationen von 200 Spielen in Europa kann allerdings sehr wohl als Beleg dafür dienen, dass die alten Reflexe immer noch greifen.
Kaum ist Robert Enke unter der Erde, da sind die nach seinem tragischen Tod geäußerten Appelle, künftig auch im Fußball mehr an die Würde des Menschen zu denken, schon wieder verpufft. Und Spieler nach dem Motto "Schuldig bei Verdacht" an den Pranger gestellt worden. Schon vergessen? Im Zuge des Robert-Hoyzer-Skandals ist vor vier Jahren der Essener Schiedsrichter Jürgen Jansen über Wochen öffentlich - mit schlimmen Folgen für sein Privatleben - verurteilt worden, ehe das Verfahren gegen ihn eingestellt wurde.
Dieses Beispiel sollte den Bochumer Ermittlern Mahnung und Verpflichtung zugleich sein.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung