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Lausitzer Rundschau: Verlockende Falle

Archivmeldung vom 04.05.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.05.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Ja, er hat es gehört, das unvermeidliche Lied der Toten Hosen. In der Mannschaftskabine trällerten einige Teamkollegen von Energie-Angreifer Nils Petersen: "Wir würden nie zum FC Bayern München gehen." Sie hatten mitbekommen, dass die Bayern ihren Top-Torjäger intensiv beobachten und womöglich eine Verpflichtung erwägen. Also sangen sie im freundschaftlichen Flachs jenes Lied darüber, dass man sich beim Rekordmeister doch "nicht den Charakter versauen" lassen solle. Dabei versteht es sich von selbst, dass die Gesangseinlage keineswegs als ernsthafter Hinweis für Petersen gemeint war. Nie zu Bayern München?

Wohl kaum ein Fußballprofi würde im Fall des Falles ablehnen. Schließlich ist der Rekordmeister so etwas wie das große Karriereziel nahezu jedes aufstrebenden Kickers. Selbst der bei Schalke fest verwurzelte Manuel Neuer wirft seine Vereinstreue über Bord - offensichtlich für den FC Bayern. Auch Nils Petersen gibt zu, als junger Stürmer bei Einheit Wernigerode ab und an vom Bayern-Trikot geträumt zu haben. Doch dass er es kommende Saison tatsächlich tragen wird, dass konnte sich Petersen selbst am gestrigen Dienstag noch nicht richtig vorstellen. Dem cleveren Cottbuser ist bewusst, dass das Interesse des FC Bayern für ihn auch eine verlockende Falle sein kann. Schließlich mag man als junger Profi eine Offerte dieses Clubs eigentlich kaum ablehnen. Wer weiß, ob so eine Chance jemals wieder kommt. Gleichzeitig zeigen aber die Fälle von hochtalentierten Spielern wie Jan Schlaudraff, Alexander Baumjohann, Tobias Rau - oder selbst die der Nationalspieler Torsten Frings, Tim Borowski oder Lukas Podolski, dass die Zeit bei Bayern auch einen Karriereknick verursachen kann. Wer sich im Starensemble nicht durchsetzt, verbringt frustrierende Jahre auf Ersatzbank oder Tribüne. Selbst der hochgehandelte Oliver-Kahn-Nachfolger Michael Rensing wurde an der Säbener Straße letztlich gedemütigt und war nach seinem Aus sogar arbeitslos. Petersen kennt diese Schicksale und will deshalb genau wissen, was Trainer Jupp Heynckes mit ihm vorhat. Dem Torjäger ist zuzutrauen, dass er den Bayern absagt, wenn die ihn nur als Auffüllmasse für ihren Kader betrachten. Denn Petersen macht den Anschein, mehr zu sein als ein leichtfertiger Durchschnittsprofi. Er hat seine Prinzipien, kann Scheinwerferlicht und Schicki-Micki-Leben offensichtlich widerstehen. Nicht umsonst erwägt er sogar ernsthaft, trotz der vielen Offerten noch ein Jahr bei Energie Cottbus zu bleiben, um sich dort fußballerisch weiterzuentwickeln. Wenn man so will, ist er mit dieser Einstellung allerdings auch einer, der sich sogar von einem Wechsel zu Bayern München nicht den Charakter "versauen" lassen würde.

Quelle: Lausitzer Rundschau

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