Westdeutsche Zeitung: Lage auf dem NRW-Lehrstellenmarkt
Archivmeldung vom 12.09.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Lage ist in diesem Herbst auf dem Ausbildungsmarkt leider noch schlechter als in den schon nicht guten Vorjahren. Trotz der brummenden Konjunktur gibt es eine riesige Lücke. Trotz aller Appelle bildet die Wirtschaft den Nachwuchs nicht aus, den sie spätestens übermorgen braucht.
Der DGB hat vollkommen
recht, wenn er auf diesen Missstand hinweist, andere haben das
bereits zuvor getan.
Lange Jahre haben die Unternehmen darauf verwiesen, dass die
Jugendlichen nur bedingt ausbildungsfähig sind, weil ihnen elementare
Fähigkeiten fehlen, und ein Gegensteuern in der Bildungspolitik
gefordert. Um das zu erreichen, wurden Bündnisse geschmiedet und
Versprechungen gemacht. Vor allem die Großindustrie ist ihren Zusagen
nicht ausreichend nachgekommen, viele kleinere Handwerksbetriebe sind
gerade auf dem Konsolidierungskurs und haben deshalb kein Geld frei
für die Ausbildung. Das sind bedrohliche Aussichten. Wann, wenn nicht
jetzt, möchte man fragen: Der Export läuft weiter sehr gut, und auch
die Binnenachfrage zieht erstmals wieder an. Da müsste es doch
möglich sein, Lehrlinge einzustellen, könnte man meinen. Der
knallharte Wettbewerb auf dem Markt spricht eine andere Sprache. Das
Hier und Jetzt ist für viele Firmen entscheidend, da gelten Azubis
oft als Ballast.
Der DGB fordert mehr staatliche Hilfen und Sonderprogramme. Das ist freilich der Einstieg in den Ausstieg aus dem dualen System - also dem bewährten deutschen Konzept, Berufsausbildung in Schule und Betrieb zu kombinieren. Wer diesen Weg einschlägt, muss mit immensen Folgen rechnen: Er bietet gerade für die Großen eine Legitimation, Ausbildung dem Staat zu überlassen. Der Bäcker will noch seinen Gesellen anlernen, der Konzern bestellt ihn beim Staat. Das kann nicht die Zukunft sein.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Zeitung