Allg. Zeitung Mainz: Nicht ohne Risiken
Archivmeldung vom 05.07.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMit dem konsequenten Ausbau von Autobahnen und der Nutzung moderner, EDV-gesteuerter Leitsysteme ist man in der Lage, Staus auf Fernstraßen zu verhindern. Dabei reicht es oftmals schon aus, dass die Systeme die Autofahrer frühzeitig zu einer niedrigen Geschwindigkeit zwingen, um vor Ballungsräumen einen Rückstau zu vermeiden.
Dass damit das Unfallrisiko sinkt, ist unumstritten. Ein weiteres Mittel ist die zeitweise Freigabe von Seitenstreifen. Dies hat aber nicht nur positive Auswirkungen, sondern birgt auch Risiken. Richtig ist sicherlich, dass auf eine zusätzliche Fahrspur schlicht und einfach mehr Fahrzeuge passen und somit eine Entlastung erreicht wird. Wo der Verkehr ohnehin steht, kann das nützlich sein. Auch beim Verkehrsmanagement für Großveranstaltungen hat sich dies bewährt. Doch erinnern Verkehrsexperten daran, dass Seitenstreifen für die Sicherheit auf Autobahnen unentbehrlich sind. Wo es keine Standspur gibt, ist das Unfallrisiko um bis zu 30 Prozent höher. Denn es bleibt eben nicht aus, dass Autos Pannen haben. Zwar werden freigegebene Seitenstreifen per Kamera überwacht und in Notfällen auch schnell wieder gesperrt. Aber wenn einem Laster ein Reifen platzt und er plötzlich rechts anhalten muss, wird es innerhalb von Sekunden eng. Und eng ist es nicht nur in Notfällen: Auch wenn der Verkehr fließt, haben die Trucks auf den Standstreifen ziemlich wenig Platz. Ohnehin wird das von Verkehrsminister Tiefensee gelobte Leitsystem die Ursachen nicht bekämpfen: Auf vielen Autobahnen sind die Grenzen der Kapazitäten längst erreicht, sie können ein weiteres Anwachsen des Verkehrs nicht mehr verkraften. Deshalb wird das "Staufreie Hessen 2015" wohl ein unerfüllter Wunsch bleiben.
Quelle: Allgemeine Zeitung Mainz (von Florian Giezewski)