Rheinische Post: Unwürdige Reform
Archivmeldung vom 06.10.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Hurra-Geschrei von Union und SPD täuscht darüber hinweg, dass ihr fauler Kompromiss kein Problem des Gesundheitswesens löst. Beide Parteien wollten Betriebe von steigenden Gesundheitskosten entlasten, um die Schaffung von Jobs zu erleichtern.
Statt dessen erhöhen sie
als erstes die Beiträge. Daran sind beide schuld: Die SPD wollte die
Bindung des Beitrags an das Lohneinkommen nicht aufgeben. Die
Unions-Länderfürsten verhinderten den von ihnen 2003 noch selbst
geforderten, sinnvollen Umstieg auf eine stärkere Steuerfinanzierung.
Beide Parteien wollten Bürokratie abbauen. Statt dessen schaffen sie
mit dem Gesundheitsfonds ein bürokratisches Monster, gegen das die
Hartz IV-Verwaltung ein Schoßhündchen ist. Beide Parteien wollten
mehr Wettbewerb. Statt dessen bekommen alle Kassen nun eine
Einheitsprämie.
Die Reform kennt viele Verlierer: Die private Krankenversicherung,
die durch Beitragserhöhungen ausgezehrt wird. Die Kanzlerin, die als
Reform-Tiger startete und als Koalitions-Bettvorleger landete. Und
die Demokratie: Es geht den Parteien nicht um die Rettung des
Gesundheitssystems. Union und SPD geht um die Wahrung ihrer Chancen
bei künftigen Wahlen. Das ist unwürdig und zukunftsvergessen.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post