Rheinische Post: Kompromiss gesucht
Archivmeldung vom 23.09.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach dem Spitzengespräch von Kanzlerin Angela Merkel und SPD-Chef Kurt Beck zur Gesundheitsreform sei die Prognose gewagt: Die Koalition wird sich einigen - weil sie es muss. Denn keine der beteiligten Parteien hat ein Interesse daran, das Bündnis platzen zu lassen.
Also wird am Ende ein Formelkompromiss gefunden. Die
Nebenwirkungen zeigen sich später, wenn die Reform in Kraft tritt und
(ähnlich wie Hartz-IV) "nachgebessert" werden muss.
Schlimm genug. Aber schlimmer noch wäre ein Zerbrechen der großen
Koalition. Schon jetzt haben zwei Drittel der Bürger das fatale
Gefühl, die verantwortlichen Politiker könnten die Probleme nicht
lösen. Dieser Frust hat bereits dazu beigetragen, dass
Rechtsextremisten in vier Landtage einmarschiert sind. Würde die
Koalition scheitern, drohte ein weiterer Vertrauens-Erdrutsch.
Wohin Machtvergessenheit führen kann, daran hat Altkanzler Helmut
Schmidt gestern eindrucksvoll erinnert: 1930 scheiterte die große
Koalition am Streit über 0,5 Beitragspunkte zur
Arbeitslosenversicherung. Das war einer der Sargnägel für die
Weimarer Demokratie. 1933 folgte Hitlers Machtergreifung. Es gibt
kein Gratis-Abonnement auf eine stabile Demokratie auch heute nicht.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post