Westfalenpost: Droge für das Volk Fußball-Schauspiel in vielen Akten
Archivmeldung vom 08.04.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNachrichtenkanäle unterbrachen ihr Programm und schalteten Sondersendungen, die Tagesschau um 15 Uhr platzierte die Meldung mit einer Live-Schaltung an erster Stelle: Jens Lehmann und nicht Oliver Kahn wird bei der WM im Tor der deutschen Nationalelf spielen. Weißer Rauch aus München und Deutschland im Ausnahmezustand. Hochwasser, Vogelgrippe, Schweinepest und Hauptschule an den Rand gedrängt von der Entscheidung in der Frage, ob nun X oder Y in einem von Aluminiumstangen begrenzten viereckigen Kasten steht.
Deutschland kann es so schlecht nicht gehen, wenn tatächlich das
Duell zweier Torhüter zum alles überlagernden Thema wird.
Aber Fußball ist seit jeher ein berauschender Stoff. Eine legale
Droge, die den Alltag und seine Probleme betäubt. Ein
unerschöpfliches Unterhaltungswerk, dessen Handlungen sich niemals
wiederholen und das über ein unschlagbares Element verfügt: sein
Ende, sein Ausgang, ist immer ungewiss.
Das gilt für das Spiel und für die Geschichten, die es umrahmen.
Autor der größten aktuellen Geschichte ist der Bundestrainer Jürgen
Klinsmann, ein Reformer im Fußball, der tapfer gegen Betonköpfe und
steinalte Überzeugungen ankämpft.
Sein Feldzug gewinnt überragendes öffentliches Interesse, weil ein
überragendes öffentliches Ereignis dahinter steht: die
Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland. Sie ist eine gigantische
Party, ein Motor der Wirtschaft, ein Ankurbler des Arbeitsmarktes,
eine Plattform für die Politik.
Sie ist die Bühne eines Schauspiels mit vielen Akten. Einer davon:
Kahn gegen Lehmann. Er ist noch nicht beendet.
Quelle: Pressemitteilung Westfalenpost