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Börsen-Zeitung: Hochtief ungeschützt

Archivmeldung vom 22.12.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.12.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wird der größte deutsche Baukonzern zum Übernahmeziel? Der Milliardär August von Finck erwägt einen Verkauf seiner Sperrminorität bei Hochtief und erweist sich damit nicht als der erhoffte langfristige Investor, der seine Hand schützend über das Unternehmen hält.

Der Streubesitzanteil könnte auf bis zu 94% steigen; die übrigen 6% hält der Konzern selbst. Was der Kapitalmarkt von der Ankündigung Fincks hält, zeigt der leicht steigende Aktienkurs: Offenbar überwiegt die wachsende Übernahmefantasie. Der beim Verkauf drohende Preisdruck tritt in den Hintergrund.

Die Trennung von dem Anteilspaket wäre in mindestens zwei verschiedenen Varianten denkbar. Entweder werden die Aktien außerhalb der Börse im Rahmen einer Privatplatzierung breit gestreut - wohl überwiegend bei deutschen Institutionellen. Oder es wird spannender: nämlich bei Weitergabe des vollständigen Pakets an einen Finanzinvestor oder an einen strategischen Investor. So wurde im vergangenen Jahr etwa über ein Interesse des französischen Baukonzerns Vinci oder des britischen Konkurrenten Wimpey spekuliert.

In Bieterwettbewerben konnten sich zuletzt aber immer öfter Beteiligungsgesellschaften mit ihren billig fremdfinanzierten Geboten durchsetzen. Aus dieser Gruppe wird die Investmentbank Macquarie als möglicher Interessent genannt, weil ihr Fonds auf Infrastrukturinvestments spezialisiert ist. Die Australier könnten vor allem auf Hochtiefs Flughäfen schielen. Denkbar wäre sogar der Verkauf der hochprofitablen australischen Tochter Leighton.

Für den scheidenden Vorstandschef Hans-Peter Keitel sind solche wilden Spekulationen nichts Neues. Als vor knapp drei Jahren RWE ihre Mehrheit an dem Essener Baukonzern am Kapitalmarkt platzierte, war die Situation eher noch schlimmer; denn der Börsenwert lag nur bei einem Drittel des heutigen Niveaus. Die Investmentbanken kamen damals mit vielen interessanten Vorschlägen - und gingen unter anderem mit der Erkenntnis, dass die Übernahme eines Baukonzerns gegen dessen Willen schwierig und nicht ratsam ist. Denn ein solches Unternehmen muss jeden Tag um einzelne Großprojekte kämpfen, und das ist eine Frage qualifizierten und motivierten Personals. Eine feindliche Übernahme wäre vor diesem Hintergrund bar jeder Vernunft.

Quelle: Pressemitteilung Börsen-Zeitung

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