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Neues Deutschland: zur Debatte um den Bundespräsidenten

Archivmeldung vom 13.01.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.01.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Das Amt, das der Bundespräsident angeblich schon seit vier Wochen beschädigt, war gestern ein nicht reparaturbedürftiger Wallfahrtsort. Neben verdienstvollen Landeskindern fanden sich auch die weniger verdienstvollen Landeslenker im Schloss Bellevue ein. Und natürlich schreibende und filmende Landeserklärer, über deren Verdienste man geteilter Meinung sein kann.

Fast steht zu fürchten, dass Christian Wulff im Bunde mit der »Bild«-Zeitung durch Einblicke in seinen routinierten Umgang mit Vergünstigungen und seinen weniger routinierten Umgang mit Anrufbeantwortern eine Charmeoffensive gestartet hat, damit die Öffentlichkeit endlich die Arbeit des Staatsoberhauptes zur Kenntnis nimmt. Hier die Sternsinger, da das diplomatische Korps, dort eine Briefmarke und nun der Bürgerempfang - was sonst nur zur Randnotiz taugte, hat heute das Zeug zur Spitzenmeldung.   Der Niedersachse ist in aller Munde; was will er mehr. Schließlich machen auf der hauptstädtischen Bühne alle artig das Theater mit. Die, die den Mann aus taktischem Kalkül trotz all der Affären halten wollen und die, die vor, während und nach dem Gang zu Hofe über mögliche Nachfolger des Hausherrn spekulieren. Stünde der Präsident nur etwas über den Dingen, er könnte herzlich lachen über all die Hände, die sich ihm entgegenstrecken - oder würde wie sein Vorgänger die Tür ins Schloss fallen lassen. Aber Wulff hat zu Ersterem zu wenig Humor und zu Letzterem zu wenig Mumm. Er ist in all seiner Lauheit und all seiner Lausigkeit der Repräsentant, den dieses Land verdient.

Quelle: Neues Deutschland (ots)

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