Rheinische Post: Der freie Westen darf nicht foltern
Archivmeldung vom 06.12.2005
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.12.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDass in der CIA-Affäre gerade rechtzeitig zum Deutschland-Besuch von US-Außenministerin Rice Hinweise auf eine Mitwisserschaft hochrangiger Vertreter der rot-grünen Bundesregierung bekannt werden, lässt eine diskrete "Reisevorbereitung" der US-Regierung vermuten. Offenbar soll den Partnern in Europa mehr oder weniger dezent signalisiert werden, dass sie sich lieber mit Kritik am US-Geheimdienst zurückhalten sollen.
Doch mit derlei Tricks wird die amerikanische Regierung dieses
Problem nicht in den Griff bekommen. Es geht um weitaus mehr als die
aufgebauschte Frage, ob irgendwelche Geheimflüge der CIA in Europa
stattfanden. Es geht um den Vorwurf, dass die USA in ihrem
Anti-Terror-Kampf Geheimgefängnisse außerhalb des Völkerrechts
betreibt - und um das angebliche Foltern von Gefangenen.
Diesen ungeheuerlichen Verdacht hat Washington bisher nicht
überzeugend widerlegt. Sollte er zutreffen, würde das die Axt an die
Wurzeln des transatlantischen Bündnisses legen. Denn das gründet sich
auf eine Wertegemeinschaft - und nur so kann es funktionieren. Der
freie Westen foltert nicht. Schon das US-Gefangenenlager in
Guantanamo, das elementare Bürgerrechte außer Kraft setzt, ist Gift
im Organismus der westlichen Gemeinschaft. Die USA können von Europa
mit Recht verlangen, gemeinsame Werte gegen den Terror zu
verteidigen, doch zuerst müssen sie zuhause gelten - und zwar
ausnahmslos.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post