Westdeutsche Zeitung: Oswald Metzger
Archivmeldung vom 23.11.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.11.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWas wahr ist, ist nicht immer politisch korrekt, und was politisch korrekt ist, muss nicht unbedingt wahr sein. Wenn man sich jedoch darauf einigen kann, dass vor allem Wahrhaftigkeit die Grundlage für jeden demokratischen Diskurs sein sollte, dann sollte man dem Oswald-Metzger-Fanclub beitreten.
Der Noch-Grüne hat folgende wahre Aussage getroffen: Viele
Sozialhilfeempfänger verwahrlosen. Sie ernähren sich ungesund,
trinken zu viel Alkohol und setzen ihre Kleinen vor den Fernseher,
statt sich vernünftig mit ihnen zu beschäftigen. Die Folge ist, dass
solche Kinder auf die Frage, was sie eines Tages werden wollen, die
Antwort geben: "Hartz IV". Antriebslosigkeit und Armut werden so von
Generation zu Generation weitergegeben.
Wohlgemerkt: Metzger spricht von "vielen" Sozialhilfeempfängern. Er
hat nicht "alle" gesagt, und er hat auch nicht "alle" gemeint. Dass
aus den Reihen seiner Partei-"Freunde" trotzdem der Aufschrei mit
Ansage kam, er solle seine Äußerungen zurücknehmen, sagt eigentlich
nur etwas über deren Debatten-Kultur aus: Es kann nicht sein, was
nicht sein darf. Würde man endlich einmal zur Kenntnis nehmen, dass
es sich einige Hartz-IV-Empfänger recht gemütlich eingerichtet haben
in ihrer sozialen Hängematte, dann könnte man nicht gleichzeitig
fordern, Sozialleistungen bedingungslos zu erhöhen.
Genau das aber wollen die Grünen auf ihrem Parteitag am Wochenende
beschließen. Zur Auswahl steht den Delegierten die so genannte
Grundsicherung: Damit würden die Hartz-IV-Sätze von 347 auf 420 Euro
springen. Kostenpunkt: zehn Milliarden Euro. Der noch radikalere
Alternativantrag geht von einem Grundeinkommen für jeden aus, ohne
jede Bedarfsprüfung. Finanziert werden soll das alles über kräftige
Steuererhöhungen.
Abgesehen davon, dass die Grünen sich damit von ihrer früheren
Regierungsfähigkeit noch weiter entfernen und sich der Linkspartei
gefährlich annähern, würde das die Passivität vieler (nicht aller!)
Hartz-IV-Empfänger erhöhen. Schon heute liegen die Transfereinkommen
einer vierköpfigen Familie so hoch, dass kein Anreiz besteht, eine
geringer bezahlte Arbeit anzunehmen. Dieser Trend würde verstärkt.
Ist Oswald Metzger der einzige Grüne, der das versteht?
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Zeitung