WAZ: Die Grenzen des Geizes
Archivmeldung vom 30.04.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Vorstellung ist eklig: Der Große Bruder sieht nicht nur dich. Er sieht auch deine Unterwäsche. Und die Geheimzahl deiner EC-Karte. Sollten sich die Überwachungsvorwürfe bestätigen, dann hat Aldi ein Problem, das teuer werden kann für die Billigkette.
Wenn sich tatsächlich einige Aldi-Filialleiter als Spanner entpuppen; wenn sie im Dienstzimmer hinter der versteckten Kamera sitzen und gezielt leicht bekleidete Frauen ins Visier nehmen. Wenn sie nur darauf warten, dass die sich bücken oder beugen. Wenn sie dann das Zoom ausfahren und gezielt die Intimsphäre ihrer Kundinnen verletzen. Und - weil es noch nicht genug ist - wenn sie ihre voyeuristischen Filmchen dann noch auf CD brennen und untereinander tauschen. Wenn das alles stimmt, wer will dann noch bei Aldi einkaufen? So geil kann Geiz gar nicht sein. Wenn aus billig schmuddelig wird, spätestens dann ist die Untergrenze unterschritten.
Die Bespitzelung von Beschäftigten käme noch hinzu. Hatten wir das nicht schon mal? Ja, 2008, beim Mitbewerber Lidl. Den kostete das Ausschnüffeln von Mitarbeitern 1,5 Millionen Euro Bußgeld. Das sind Peanuts im Vergleich zu der Rechnung, die Millionen Verbraucher aufmachen können. Aldi-Arbeiter haben kaum Macht. Viele brauchen den Job. Der Kunde aber ist stark. Und es heißt doch, er soll König sein - nicht Freiwild für sexistisch motivierte Abschüsse.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)