WAZ: EU-Kommission verklagt Spanien: Schmutziger Krieg um Milliarden
Archivmeldung vom 29.03.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Europäische Kommission hat den Täuschungsmanövern Spaniens viel zu lange zugeschaut. Deswegen ist es höchste Zeit, dass Brüssel nun Madrid wegen der illegalen Blockade des deutschen Energieriesens Eon vor den Europäischen Gerichtshof bringt. Denn die Übernahmeschlacht um den spanischen Strommarktführer Endesa trägt immer mehr die Züge eines schmutzigen Krieges.
Spaniens Regierungschef Zapatero versucht seit über einem Jahr
mit zweifelhaften Mitteln, Eon auszubremsen. Die Deutschen, die im
Einklang mit den europäischen Wettbewerbsregeln ihr Übernahmeangebot
präsentierten und 41 Milliarden Euro für Endesa bieten, mussten
bisher fast hilflos zusehen, wie sie mit immer neuen Tricks behindert
wurden. Da ist es nur nachvollziehbar, dass Eon juristische Schritte
gegen Spanien und das spanisch-italienische Konkurrenzkartell
Acciona-Enel fordert.
Es war nie ein Geheimnis, dass Zapatero eine südeuropäische
Lösung für Endesa bevorzugte. Seine netten Worte gegenüber der
deutschen Bundeskanzlerin Merkel, es werde für Eon ein "Happy End" in
dem Übernahmekampf geben, waren nie ernst gemeint. Zapatero muss sich
vorhalten lassen, in dem Machtkampf um den europäischen Energiemarkt
von Beginn an mit falschen Karten gespielt zu haben.
Zu dem spanischen Foulspiel gehört, stets brav vor den
Fernsehkameras "Neutralität" zu versichern, aber auf der anderen
Seite gleich serienweise europäische Gesetze und
Wettbewerbs-Spielregeln zu beugen. Und das allein mit dem Ziel, Eon
vor der Tür stehen zu lassen und die Widersacher der Deutschen zu
begünstigen.
Die Europäische Kommission erklärte aus gutem Grunde diese
Praktiken für illegal - ohne dass Spanien sich groß darum scherte.
Nationalistische und protektionistische Wildwest-Manieren, die in der
EU der Vergangenheit angehören müssen.
Dieser Krieg war von Beginn an ein Kampf mit ungleichen Waffen,
in den die Deutschen freilich mit viel Gottvertrauen und einer
gewissen Naivität gezogen sind.
Eon-Chef Bernotat, der den politischen Widerstand Spaniens zweifellos unterschätzte, muss sich langsam fragen lassen, wie lange er in diesem wahnwitzigen Milliardenpoker eigentlich noch mitspielen will. Schon jetzt gilt der Aktienpreis für Endesa, der sich binnen 18 Monaten verdoppelte, als ziemlich überhöht. Und es ist gut möglich, dass dieses Schwindel erregende Bietergefecht noch lange nicht beendet ist.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung