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Börsen-Zeitung: Strip, Flip, Flop, Kommentar zum Börsengang des Autoverleihers Hertz von Walther Becker

Archivmeldung vom 31.10.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.10.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Jens Brehl

"Buy it, strip it, flip it." Kaufen, ausquetschen, losschlagen, diese Weisheit der "Schnelldreher" unter den Finanzinvestoren beherzigen die Private-Equity-Gesellschaften Clayton, Dubilier & Rice, Carlyle und Merrill Lynch Global Private Equity buchstäblich: Sie machen Ernst mit dem Börsengang des Autoverleihers Hertz, den das Trio erst Ende 2005 für 15 Mrd. Dollar gekauft hatte.

Während Verkäufer Ford in Verlusten ertrinkt und sich deshalb eventuell doch von seinen europäischen Luxusmarken trennen muss, machen die cleveren Finanzjongleure Kasse. Dabei hatte Ford zunächst selbst IPO-Pläne für Hertz.

Angepeilt wird ein Emissionsvolumen von 1,5 Mrd. Dollar. Bei den offerierten Titeln handelt es sich zwar (ohne Greenshoe) um neue Aktien, doch kommen allein die drei Gesellschafter in den Genuss des Erlöses. Hertz geht leer aus.

Die drei Investoren brachten vor zehn Monaten jeder 770 Mill. Dollar eigene Mittel auf. Der überwiegende Teil des Preises von 5,6 Mrd. Dollar wurde fremdfinanziert. Außerdem übernahmen die neuen Herren im Hause 9,4 Mrd. Verbindlichkeiten. So weit "buy it".

Im Juni nahm Hertz bei der Deutschen Bank und anderen Häusern - einschließlich Merrill Lynch - wen wundert's? - einen Kredit von 1 Mrd. Dollar auf, der als Sonderdividende an die Aktionäre ging. Das zum "strip it". Und jetzt folgt "flip it", der Börsengang, bei dem - wen wundert's? - Merrill Lynch mitverdient. Mit dem Erlös daraus soll zuerst dieser Kredit zurückgezahlt werden, der Rest geht nach Abzug der Kosten in Form einer zweiten Sonderdividende an CD&R, Carlyle und Merrill. Läuft nichts schief, dann haben die Beteiligungskünstler in nicht einmal einem Jahr 60% ihres Einsatzes heraus - und sitzen bei Hertz nach wie vor am Steuer.

Zu behaupten, dass kurze Haltezeiten Schlimmeres verhindern, als es bei längeren möglich wäre, ist natürlich reiner Sarkasmus. Doch Buy-out-Manager betonen stets die segensreiche Langfristigkeit ihres Engagements und ihr "Werteschaffen". Geschwätz von gestern? Was Schnelligkeit anbelangt, schlägt Hertz jedenfalls alles Dagewesene. Greifen die Anleger bei diesem Ausstieg in Form des "Quick-flip" zu, dann nehmen sie einen schnellen "Flop" in Kauf. Schon mit den bisher von smarten Buy-out-Jungs an die Börse gebrachten Kandidaten haben Investoren vielfach ein schlechtes Geschäft gemacht.

Quelle: Pressemitteilung Börsen-Zeitung

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