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Börsen-Zeitung: Neuer Chef für eine neue Ära

Archivmeldung vom 27.09.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.09.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

In der Autoindustrie und bei Daimler wird alles anders. Die Elektrifizierung und Vernetzung von Fahrzeugen stellt die Branche vor finanzielle wie strukturelle Herausforderungen. Daimler will sich auch durch die geplante Holding-Struktur mit rechtlich selbständigen Einheiten darunter auf diese Zukunft vorbereiten.

Offensichtlich wollte Aufsichtsratschef Manfred Bischoff wichtige personelle Fragen geklärt wissen, bevor es bei der Hauptversammlung im Mai an die Abstimmung der Aktionäre über die Holding geht. Zetsche hat sie gemeinsam mit Finanzvorstand Bodo Uebber in die Wege geleitet. Bischoffs Aussage, Daimler setze mit Ola Källenius als Konzernvorstand und Vorstand für die Pkw-Kernsparte auf "die bewährte doppelte Verantwortung" deutet darauf hin, dass diese auch nach der Zustimmung der Aktionäre zur Neuaufstellung erhalten bleiben soll.

Dabei sollte sich Daimler nicht aufstellen, wie es im Volkswagen-Universum der Fall ist. Dort sitzen die Manager der Holding Porsche SE in Teilen gleichzeitig im Vorstand des Hauptinvestments, dem VW-Konzern. Die Struktur bringt immer wieder rechtlichen Ärger mit sich, weil die Investoren zu recht nicht an die vermeintliche chinesische Mauer in den Köpfen der Manager glauben, die dem Konzern zufolge eine astreine Trennung beider Positionen erlaubt.

Källenius wird sich auch so genug mit rechtlichen Fragen beschäftigen müssen, die aus der Ära Zetsche rühren. Gegen Daimler wird weiter wegen des Verdachts auf Betrug bei der Abgasnachbehandlung von Diesel-Pkw ermittelt. Gegen die Einschätzung des Kraftfahrt-Bundesamts, Daimler habe unzulässige Abschalteinrichtungen verbaut, will sich der Konzern rechtlich wehren. Hinzu kommen Schadenersatzklagen wegen des Lkw-Kartells.

Während des Kartellzeitraums war auch Zetsche für die Lkw-Sparte zuständig. Der Aufsichtsrat habe Schadenersatzansprüche gegen Manager in der Sache geprüft, hatte Bischoff bei der diesjährigen Hauptversammlung gesagt. Unter Berücksichtigung des Gesellschaftswohles sei auf die Erhebung von Schadenersatzansprüchen verzichtet worden. Vorerst, wie er nachschob, spätestens 2019 werde sich der Aufsichtsrat mit der Geltendmachung von Ansprüchen befassen. Also dann, wenn Zetsche wohl schon dabei ist, seinen Schreibtisch auszuräumen. Dass der Konzern von einem neuen Chef in die neue Ära der Mobilität geführt werden soll ist also unter Umständen nicht nur vor dem Hintergrund des technischen Wandels sinnvoll.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Isabel Gomez

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