Die Leipziger Volkszeitung zu Manager/Gehälter
Archivmeldung vom 10.12.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.12.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGeld allein macht nicht glücklich, heißt es in einem Sprichwort. Aber es gestattet uns, auf verhältnismäßig angenehme Weise unglücklich zu sein. Das bedeutet im Umkehrschluss jedoch nicht, dass alle weniger Solventen automatisch Trübsal blasen müssen. Dennoch zeigt die seit 14 Tagen anhaltende Diskussion um hohe Manager-Gehälter, wie tief der Frust bei denen sitzt, die nicht mit Millionen um sich werfen können.
Ohne nötige Sachlichkeit verkommt das Ganze aber schnell zu einer unwürdigen Neiddebatte. Klar ist: Top-Manager sind nicht zum Schnäppchen-Preis zu haben. Ohne ordentliche Entlohnung wird es keinem Unternehmen gelingen, gute Leute an Bord zu holen und zu halten. Aber diese braucht es, wenn die Firma im nationalen wie internationalen Konkurrenzkampf bestehen will und im Interesse der Mitarbeiter auch soll. Wenn nun trotzdem - wie jedes Jahr immer mal wieder - Politiker wie Otto-Normal-Verbraucher die Einkünfte der Vorstandschefs aufs Korn nehmen und sie nicht selten pauschal als zu hoch abtun, geht das schlichtweg nach hinten los. Wer will denn entscheiden, welche Manager-Bezahlung angemessen, vernünftig, moralisch ist? Ist es das 20- oder 50- oder 100-fache des durchschnittlichen Monatslohns der Mitarbeiter? Absurd sind daher Bestrebungen von Politikern, die Gehaltsobergrenzen für die Chefs festlegen wollen und ein Gesetz zur Begrenzung von Abfindungen erwägen. Was in welcher Höhe den Unternehmern zuzubilligen ist, bleibt Sache der Aufsichtsgremien der Unternehmen. Nur: Was, wenn diese sich irren, die Fähigkeiten und das Geleistete des Chefs durch die rosarote Brille sehen? Immerhin saßen die Oberaufseher häufig selbst auf dem Posten des Vorstandsvorsitzenden und haben ihre Ziehkinder als Nachfolger an die Konzern-Spitze gehievt. Hier liegt der Hase im Pfeffer. Diesen Fast-Automatismus gilt es auszuhebeln, damit alte Verbindungen gar nicht erst eine Rolle spielen können. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen sind Fehlentscheidungen nie gänzlich auszuschließen. Deshalb ist gesundes Misstrauen als gesellschaftliches Korrektiv nicht hoch genug zu schätzen. Insofern ist der neuerliche Streit um die Bezüge der Wirtschaftslenker durchaus sinnvoll. Vor allem dann, wenn gar Fehler mit der einen oder anderen Million belohnt werden oder auch Entscheidungen, die zweifelhaft erscheinen. Etwa im Frühjahr 2000 im Fall von Klaus Esser, der Mannesmann an Vodafone verkaufte und dafür satte 30 Millionen Euro Abfindung kassierte. Für Aufsehen sorgte auch, dass Siemens einen korrupten Manager in den Ruhestand schickte und dafür 1,7 Millionen Euro hinblätterte. Selbst wenn dies vertragliche Ansprüche sind - ein schaler Beigeschmack bleibt. Ein hohes Maß an Transparenz in solchen Geldangelegenheiten ist deshalb geboten, um möglichem Gerede zuvorzukommen. Denn der Neid ist unversöhnlicher als der Hass, wusste schon La Rochefoucauld.
Quelle: Leipziger Volkszeitung (von Ulrich Langer)