WAZ: HRE plant "Bad Bank" - Befreiungsschlag?
Archivmeldung vom 22.01.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEine fast unvorstellbare Menge Geld: 210 Milliarden Euro. In diesem Volumen will die verstaatlichte Krisenbank Hypo Real Estate (HRE) "Wert"-Papiere loswerden, die niemand kaufen möchte. Um diese Milliardensumme einigermaßen zu begreifen, sind Vergleiche nötig. Für den diesjährigen Haushalt der Bundesrepublik sind 303 Milliarden Euro eingeplant - insgesamt. Und die Deutsche Bank, hierzulande das größte Geldinstitut, erzielte 2008 Erträge von 13,5 Milliarden Euro.
Dass sich beim eher bieder anmutenden Staats- und Immobilienfinanzierer HRE so viel Schrott ansammeln konnte, ist ein Skandal. Und zugleich ein Lehrstück, warum die Finanzwelt an den Abgrund geriet.
Die Depfa, der irische Staatsfinanzierer der HRE, wollte das ganz große Rad drehen und am weltweiten Finanzmarkt mitzocken. Das in Dublin und damit fern von der Münchner Konzernmutter ansässige Institut sicherte langfristige Kredite über kurzfristige Kredite ab. Die risikoreichen Geschäfte gingen in der Finanzkrise gründlich schief. Der Staat pumpte über 100 Milliarden rettende Euro in die taumelnde HRE. Die geplante Müllhalde "Bad Bank" gilt der Bank als Befreiungsschlag. Der glückt aber nur, wenn die Banker aus dem Desaster gelernt und dem Zocken abgeschworen haben.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung