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Punktsieg für Ploss

Archivmeldung vom 10.03.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.03.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Im Genehmigungsprozess für die Übernahme des kalifornischen Wettbewerbers Cypress hat Infineon eine wichtige Hürde genommen. Das gefürchtete Washingtoner Komitee für ausländische Direktinvestitionen in den USA (CFIUS) erteilte Deutschlands größtem Chipkonzern die Freigabe.

Für Vorstandschef Reinhard Ploss und seine Mannschaft war das Verfahren bis zum Schluss eine Zitterpartie, bestanden doch bei CFIUS einige Sicherheitsbedenken. Doch diese konnte Ploss in den Verhandlungen offensichtlich geschickt ausräumen. Vermutlich erkaufte Infineon die Zustimmung mit Zugeständnissen im Bereich hochsensibler Technologien.

Das Ergebnis kann sich aus Sicht des Unternehmens sehen lassen. Nach dem gescheiterten Erwerb des Halbleiterspezialisten Wolfspeed vor über drei Jahren aufgrund eines Veto der US-Marktaufsicht hat die Infineon-Führung aus der Schlappe gelernt. Bessere Kontakte zu Schlüsselpersonen in Politik und Behörden bewirken bessere Resultate aus Sicht des Antragstellers. Die Lobbyarbeit von Infineon in Washington zahlte sich für die Konzernführung aus.

Für Ploss ist das ein Punktsieg, muss doch noch Peking zustimmen. Nimmt Infineon auch diese Hürde, wäre der 9 Mrd. Euro teure Zukauf in trockenen Tüchern. Ein Restrisiko besteht aber, dass Infineon in dem Deal zu einem Spielball der Politik werden könnte. Zur Erinnerung: Die Übernahme des niederländischen Konkurrenten NXP durch Qualcomm war vor zwei Jahren am amerikanisch-chinesischen Handelskonflikt gescheitert. Chinas Marktregulierer verweigerte seine Zustimmung. Doch im Fall des Infineon-Konzerns, der mittlerweile mehr als ein Viertel seines Umsatzes im Reich der Mitte erwirtschaftet, muss dies nicht so kommen, stehen doch die Zeichen zwischen Peking und Washington auf Konfliktentschärfung.

Mit Cypress katapultiert sich Infineon in die Top-Liga der zehn größten Halbleiterhersteller der Welt. Dieser Schritt trägt dazu bei, dass das Dax-Mitglied auch in der Zukunft als eigenständiger Anbieter im hart umkämpften Chipmarkt agieren kann. Denn Infineon weitet sein Produktportfolio bei den begehrten Leistungshalbleitern aus.

Dieser an sich richtige Ansatz in der Expansionsstrategie ist aber auf kurze Sicht für manchen Anleger nicht mehr so überzeugend, da dies mitten in der Corona-Pandemie geschieht. Die infolge des sich ausbreitenden Virus drohende Rezession wird der frühzyklischen Chipindustrie zusetzen und damit ebenso Infineon. Das wird die Integration des Neuerwerbs in den Konzern erschweren. Für Ploss steht die Kärrnerarbeit erst noch an.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Stefan Kroneck


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