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FT: Flensburger Tageblatt zu Islam-Debatte

Archivmeldung vom 07.03.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.03.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es war ein klassischer Fehlstart. "Dass der Islam zu Deutschland gehört, ist eine Tatsache, die sich auch aus der Historie nirgends belegen lässt", sagte der frisch gebackene Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) auf seiner ersten Pressekonferenz. Was er damit meinte, war vermutlich etwas anderes: Die deutsche Geschichte ist nicht vom Islam geprägt. Hätte er es tatsächlich so gesagt, wäre die Bemerkung des CSU-Politikers wohl schlicht und einfach untergegangen. Doch Friedrich hat sich anders ausgedrückt: Ein Fettnäpfchen-Zielspringen gleich am ersten Tag.

Denn mit seiner Formulierung bezieht sich Friedrich auf die Gegenwart. Und speziell jene Muslime, die sich tatsächlich um die in den eigenen Reihen längst nicht immer erwünschte Integration ihrer Landsleute bemühen, können gar nicht anders: Sie müssen Friedrichs Äußerung als schallende Ohrfeige empfinden. Da ist es richtig und wichtig, dass Friedrich nun zurückrudert und den Muslimen ein Dialogangebot macht.

Doch das Kind ist in den Brunnen gefallen - zumal andere hochrangige Unionspolitiker Friedrichs Aussage nicht etwa korrigieren, sondern zu einer konservativen Profilierung nutzen, die in jeder Hinsicht fehl am Platze ist. Natürlich hat ein Volker Kauder Recht, wenn er sagt, der Islam habe die deutsche Gesellschaft nicht geprägt und präge sie auch heute nicht. Aber es ist falsch, zwischen den Muslimen, die angeblich zu Deutschland gehören, und ihrer Religion, die angeblich nicht dazu gehört, zu unterscheiden. Damit stellt sich Kauder auf eine Stufe mit den von ihm so oft kritisierten Christenverfolgern der islamischen Welt: Auch sie würden vermutlich sagen, dass die Christen zwar Bürger ihres Landes seien, ihre Religion aber nicht dazugehört.

Quelle: Flensburger Tageblatt

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