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Börsen-Zeitung: Auferstanden, Kommentar zu den Versorgern RWE und Eon

Archivmeldung vom 15.08.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.08.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Noch vor einem Jahr hätte man den Eindruck gewinnen können, das Ableben der beiden großen deutschen Energiekonzerne sei nicht gänzlich ausgeschlossen oder stehe sogar kurz bevor. Die Aktienkurse hatten sich gegenüber den Höchstständen des Jahres 2007 - damals war Eon zeitweise mit 108 Mrd. Euro der schwerste Dax-Wert - um rund 90 Prozent reduziert.

Die Bonitätsnoten, die die Ratingagenturen den Energiekonzernen verpassten, stürzten von Spitzenratings nahezu auf Ramschniveau ab. Gebeutelt von der Energiewende, die mit staatlich gefördertem Ökostrom die konventionellen Kraftwerke zusehends aus dem Markt drängte, mussten Eon und RWE Milliarden abschreiben und verbuchten historische Rekordverluste. Sie zahlten nur eine kleine oder gar keine Dividende.

Kaum zwölf Monate danach hat sich dieses Bild beinahe ins Gegenteil verkehrt. Um den Herausforderungen der neuen Energiewelt mit Dekarbonisierung, Digitalisierung und Dezentralisierung zu begegnen, haben sich Eon und RWE in einem bemerkenswerten Kraftakt in jeweils zwei Stromerzeuger (RWE und Uniper) sowie zwei Stromnetzbetreiber (Eon und Innogy) aufgespalten. Ihr Börsenwert hat sich binnen Jahresfrist fast verdoppelt.

Im laufenden Jahr gewann RWE zwei Drittel und liegt mit diesem Wachstum an der Dax-Spitze. Nachdem die beiden Konzerne sich für einen mäßigen Betrag von den Kostensteigerungsrisiken der Atommüllendlagerung freigekauft und eine milliardenschwere Rückerstattung der Kernbrennstoffsteuer erhalten haben, strotzen sie vor Kraft. Für 2017 zahlt das Quartett der Energiekonzerne Dividenden und Sonderausschüttungen von addiert mindestens 2,5 Mrd. Euro.

Von einem Komplettverkauf der Tochtergesellschaften an strategische Investoren, um mit dem Erlös die Kasse zu füllen, ist kaum noch die Rede. Der Schuldenabbau lässt sich offenbar auch mit dem Verkauf kleinerer Anteilspakete bewältigen. Selbst für Milliardeninvestitionen in zukunftsträchtige Felder wie die Digitalisierung der Stromnetze und des Vertriebs sowie die Ökostromerzeugung oder neue Gaspipelines aus Russland ist genug Geld da. Sogar die totgesagten konventionellen Kraftwerke haben als dauerhaft notwendiges Backup für die schwankende Ökostromeinspeisung ein neues Geschäftsmodell gefunden.

Der Gedanke liegt nahe, dass die Energiekonzerne vor einem Jahr - also vor dem Atom-Deal - nach außen ärmer wahrgenommen werden wollten als sie es sind. Für treue Aktionäre ist das eine gute Nachricht. Wer dabei geblieben ist, verdient jetzt gutes Geld.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Christoph Ruhkamp

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