Neue OZ: Kommentar zur Türkei/Armenien
Archivmeldung vom 12.10.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Abkommen zwischen der Türkei und Armenien könnte schon bald das Papier nicht mehr wert sein, auf das die Außenminister in Zürich ihre Unterschriften setzten. Denn von echtem Versöhnungswillen der beiden Erbfeinde kann bis heute nicht die Rede sein.
Vielmehr geht es vor allem um handfeste wirtschaftliche Interessen vieler Beteiligter - allen voran der Amerikaner und Europäer.
Armenien könnte bei der Sicherung der "Nabucco"- Gaspipeline durch die Türkei eine Schlüsselposition übernehmen. Das Projekt soll Gas nach Europa bringen und die russische Energiemacht brechen. Realisierbar ist es aber nur, wenn zwischen Ankara und Eriwan Burgfrieden herrscht. Die Türkei wiederum verspricht sich von dem Abkommen vor allem Pluspunkte für ihren EU-Beitritt. Und Armenien hofft auf Handelswege nach Westen.
Die Zukunftspläne könnten aber leicht an der Vergangenheit scheitern. Was in fast hundert Jahren nicht gelang, soll jetzt eine Expertenkommission schaffen: die aus den Armenier-Verfolgungen während des Ersten Weltkrieges rührende Feindseligkeit zwischen den Völkern aufzuarbeiten und zu überwinden. Das ist eine Mammutaufgabe, die nur gelingen kann, wenn auch die Verantwortlichen in den beiden Ländern endlich aufhören, den Hass immer wieder zu schüren.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung