Lausitzer Rundschau: Wichtiger?
Archivmeldung vom 24.02.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDass es in der Sache Guttenberg keine wirklich neuen Erkenntnisse geben würde, stand vorher fest. Bemerkenswert war der gestrige Tag im Parlament trotzdem. Zum einen, weil man eine Opposition erleben konnte, die in der Fragestunde weitestgehend auf Polemik verzichtete und stattdessen sachlich ihr gutes Recht in Anspruch nahm, bei einem Minister kritisch nachzubohren.
Dass es anschließend in der Aktuellen Stunde hoch her ging bis an die Grenze der Bosheit, liegt in der Natur der Sache - die politische Bewertung der Plagiats-Affäre spaltet das Parlament genauso wie die Gesellschaft. Zum anderen war aber auch der Auftritt des Bundesverteidigungsministers erstaunlich. Nicht wegen dessen üblicher Souveränität, sondern wegen Guttenbergs zur Schau gestellter Attitüde: In der Demut liegt die Kraft. Man konnte sogar den Eindruck gewinnen, der Minister empfindet seine Konsequenzen als beispielhaft. Zumal es für einen Minister Wichtigeres gibt, zum Beispiel die Bundeswehrreform, zum Beispiel der Einsatz in Afghanistan. Nur gibt es immer Bedeutenderes als das, wofür man geradestehen muss. Wer so denkt, der kann den Diebstahl auch damit erklären, dass er im Laden den Überblick verloren hat. Lässt man eine solche Haltung durchgehen und brandmarkt sie nicht, ändern sich die gesellschaftlichen Maßstäbe weiter zum Schlechten. Ein großer Teil der Menschen im Land findet das mit Blick auf Guttenberg offenbar noch in Ordnung. Auch die Mehrheit im Bundestag. Das ist das eigentlich Schlimme des gestrigen Tages.
Quelle: Lausitzer Rundschau