NRZ: Guttenbergs Vermächtnis
Archivmeldung vom 17.05.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEinen, der schon am Boden liegt, soll man verschonen. Im Fall des ehemaligen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg fällt das etwas schwer. Abseits seiner akademischen Fehlbarkeit tritt jene immer stärker zutage, die ihn im Amt umgab. Sie zerrüttet das Bild vom Ausnahme-Politiker mit Kanzler-Potenzial vollends. Noch bei seinem Rücktritt versprach der ehemalige CSU-Hoffnungsträger, er werde seinem Nachfolger ein geordnetes Haus übergeben.
Was Thomas de Maizière vorgefunden hat, war bestenfalls eine Bruchbude. Bürokratische Monster, Stäbe, die sich offenbar gegenseitig in Schach halten - das Verteidigungsministerium kann nach allem, was inzwischen durchsickert, kein Hort von Vernunft und Augenmaß gewesen sein.
Das gilt auch für die von Guttenberg gelegte Basis für die größte Reform in der Geschichte der Bundeswehr. Flickwerk, wohin man blickt. Woher die vielen Freiwilligen kommen sollten, die die Truppe als Ersatz zur wegfallenden Wehrpflicht benötigt, weiß bis heute kein Mensch. Thomas de Maizière wird den Schaden begrenzen. Darin ist er Fachmann. Ganz vermeiden kann er ihn nicht. Dafür hat sein Vorgänger zu viel Mist gebaut. Wäre er noch im Amt, müsste es spätestens jetzt heißen: Wegtreten!
Quelle: Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung (ots)