LVZ zu: Wort des Jahres und Klimaindex
Archivmeldung vom 08.12.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittKlimakatastrophe schlägt Herdprämie: Donnerwetter! Bei soviel Einfallsreichtum bei der Wahl zum Wort des Jahres 2007 verschlägt es einem fast die Sprache. Beide überstrapazierten Begriffe können auch die Hitliste beim Unwort des Jahres problemlos anführen.
Denn nichts bedient apokalyptische Sehnsüchte so sehr wie das Zittern vor dem realitätsfernen, aber gefühlt nahen Weltuntergang. Und nichts ist arroganter als der Zynismus, mit der Herdprämie alle Mütter oder Väter mit bezahlter Kinderauszeit zu stigmatisieren. Doch beide Doppelwörter passen eben gut ins Zeitgeist-Klima. Über nichts wurde mehr gesprochen in diesem Jahr als über das Katastrophen-Wetter im Frühjahr, Sommer, Herbst, Winter und die Familienrezepte aus der Fürsorgeküche von Bundes-Übermutter Ursula von der Leyen. Gut, da war noch Eisbär Knut, aber auch der ist angesichts tauender Eisschollen längst für den Klimaschutzdienst rekrutiert. Insoweit konnte die Jury gar nicht anders prämieren. Grund zur Freude für Katastrophen-Beschwörer gibt es auch in Bali. Nicht, dass die UN-Klimakonferenz schon den großen Durchbruch zu weniger Schadstoffausstößen zu vermelden hätte. Dafür gibt es jetzt schon mal eine Tabelle, wer im Rennen um die Klimaschutz-Weltmeisterschaft die Nase vorn hat. Noch führen die Smörebrot-Esser aus Schweden. Doch Achtung: Deutschland folgt dicht auf. Und während die Schweden weiter fröhlich heimisches Holz verheizen, werden deutsche Ofenbesitzer gerade mit aberwitzigen Filter-Gängeleien ausgebremst. Der Umwelt-Pisa-Sieg ist für den deutschen Superschüler also noch drin. Denn das teure Klimapaket, das die Bundesbürger rechtzeitig vorm Gabenfest unter ihrem Christbaum finden, ist für die Titelvergabe noch gar nicht eingerechnet. Doch was anfangen mit dem Wort des Jahres und der grünen Vizeweltmeisterschaft? Seinen eigenen Beitrag leisten und auf den Weihnachtsbaum verzichten, wie die Grüne Jugend aus dem Thüringer Wald revolutionär fordert? Nein, es reicht schon am heutigen Sonnabend auf die Tagesschau zu verzichten und für fünf Minuten das Licht auszuknipsen. Oder die Energiesparlampen anzuschalten - je nachdem, welcher Kampagne man eher zugeneigt ist. Nur die evangelische Landeskirche Sachsen - wer auch sonst - stellt sich wie beim adventlichen Ladenschluss mal wieder quer und verweigert sich dem kollektiven Drang zum Zeichen setzen. Statt Mutter Erde wenigstens für fünf Minuten zu retten, wollen die Nachfolger Luthers lieber mit einer eigenen Adventsaktion das Licht ins ferne Papua-Neuguinea bringen. Ein lohnenswertes Projekt, aber mit hohem Risiko. Denn damit droht die Kirche als "Klimaschutz-Querulant" selbst zum Kandidaten für das Wort des Jahres 2008 zu werden. Oder sollte uns in stürmischen Zeiten besser allen ein Licht aufgehen, das Umweltproblem nüchtern, unaufgeregt und für alle bezahlbar anzupacken?
Quelle: Leipziger Volkszeitung