WAZ: Sterben ohne Würde
Archivmeldung vom 19.03.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDignitas bedeutet Würde. Doch mit Würde hat der qualvolle Tod unter einem mit Helium gefüllten Plastiksack nichts zu tun. Wieder hören wir Schockierendes von der Schweizer Sterbehilfeorganisation, nachdem wir zuletzt erfuhren, dass sie zwei Deutschen auf einem Parkplatz zum Tod verholfen hatte.
Immer wieder rumort es im Umfeld der Organisation. Man konnte
lesen von "dubiosen Ärzten", die tödliche Medikamente verschrieben
hätten, von hohen Geldsummen, die Sterbewillige überwiesen haben
sollen, von "Schnellabfertigungen" ausländischer "Sterbetouristen",
die noch am Tag ihrer Ankunft den Tod gefunden hätten. Und sogar von
Sterbehilfe für psychisch Kranke. Nichts davon ist erwiesen, doch es
bleibt ein ungutes Gefühl. Mehr staatliche Kontrolle wäre nötig.
Man kann diese Art von Hilfe zum Freitod bedenklich finden, ohne
dabei jenen den Respekt zu versagen, die keinen anderen Ausweg mehr
sehen. Dies ist die größte, die schwerste Entscheidung, die ein
Mensch treffen kann. Eine Hilfe zum Tod, die lässt sich dann finden -
gegen Geld. Eine Hilfe zum Leben oftmals leider nicht.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Christopher Onkelbach)