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Allgemeine Zeitung Mainz: zur Bahn

Archivmeldung vom 22.12.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.12.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es ist ein Unding, eine schlichte Unverschämtheit. Da wird eine Mutter aus dem Zug verwiesen, weil sie vergessen hat, die Fahrkarte zu entwerten, und während sie das Ticket draußen abstempelt, fährt der Zug weiter - ohne sie, aber mit ihren drei Kindern. Was sich die Bahn da erlaubt, ist unfassbar.

Zumal es nicht der erste Fall dieser Art in letzter Zeit war. Sogar Kinder wurden auf einsamen Unterwegsbahnhöfen ausgesetzt und durften dann schauen, wie sie heim kommen. Die Entschuldigungen der Bahn fallen dann wachsweich aus. Mal sind einzelne Zugbegleiter schuld - das sind die berühmten Einzelfälle -, während man sich im aktuellen Fall zur Erklärung versteigt, es sei "dumm gelaufen". Schlimmer noch: Der Zugbegleiter, der die Frau aus dem Zug gewiesen habe, sei kulant gewesen - eigentlich hätte er ein Bußgeld verlangen müssen. Bei soviel selbstgerechter Dreistigkeit bleibt einem die Spucke weg. Denn Hintergrund der menschlichen Fehlleistungen des Bahnpersonals sind die Anweisungen, die die Zugbegleiter erhalten. Und da steht eines im Vordergrund: Unerbittliche Härte gegen jeden, der keinen Fahrausweis hat, egal unter welchen Umständen, ganz egal, wer es ist. Kulanz sah früher bei der Bahn anders aus, da waren die Schaffner (heute Zugbegleiter) die Helfer der Reisenden, verkauften jedem, der sich ohne Ticket meldete, gegen geringen Aufpreis die Fahrkarte. Nun hat man diesen Service im Regionalverkehr gestrichen und das fahrende Personal - so überhaupt noch vorhanden - zu Bütteln degradiert, die Jagd auf echte und vermeintliche Schwarzfahrer machen sollen. Wer dennoch einem Passagier eine Fahrkarte verkauft, wird bestraft. Die Zugbegleiter, die dann falsch reagieren, sind nicht nicht nur Täter, sie sind selbst Opfer.

Quelle: Allgemeine Zeitung Mainz

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