Rheinische Post: Obamas letzter Coup
Archivmeldung vom 19.01.2017
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Freigeschaltet durch André OttSo aufgebracht republikanische Hardliner von einer Ermunterung zu Spionage sprechen, so richtig hat Barack Obama mit seinem Überraschungscoup gehandelt. Mit Chelsea Manning kommt eine Whistleblowerin frei, die von Idealen beseelt für Transparenz sorgen wollte. Keine Landesverräterin, deren einziges Motiv darin bestand, den USA zu schaden. Sicher, sie hat amerikanisches Recht gebrochen, als sie, damals noch Bradley Manning, einen geheimen Datenfundus weitergab.
Sie hat aber auch ein Kriegsverbrechen aufgedeckt, einen Angriff auf Bagdader Zivilisten, in denen gut gelaunte Soldaten an Bord zweier Kampfhubschrauber offenbar nichts anderes als Zielscheiben sahen. Man muss sie nicht als Heldin sehen, doch sie hat ganz ohne Zweifel dazu beigetragen, das Kapitel Irakkrieg in schonungsloser Offenheit aufzuarbeiten.
Die 35 Jahre Haft, mit denen sie bestraft wurde, sind jedenfalls nicht zu rechtfertigen. Das Militär wollte ein Exempel statuieren, und dass Obama am Ende seiner Amtszeit nun doch noch einschreitet, verdient Anerkennung.
Quelle: Rheinische Post (ots)