Neues Deutschland: Schröders Signal zum Rückzug
Archivmeldung vom 04.10.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittZum Abschluss eines verbissenen Wahlkampfs fand Gerhard Schröder zum Humor zurück: Es gehe nicht um seinen Anspruch, ließ er gestern wissen, »und schon gar nicht um meine Person«. Der war wirklich gut. War er nicht wie Rumpelstilzchen durch Fernsehstudios und über Wahlkampfbühnen gesprungen, hatte den Wahlsieg simuliert und behauptet, nur er könne Kanzler sein?
Jetzt kam das erwartete Signal zum Rückzug. Nach den
üblichen Wichtigtuereien am Dresdner Wahlabend zog Pragmatismus ein.
Die SPD will in der Regierung bleiben, man wird sich wohl relativ
schnell mit der Union auf ein Programm einigen. Mag sein, dass man
moralischen Druck ausübt und nach Schröders Rückzieher auch den von
Merkel verlangt. An der Politik einer großen Koalition würde das kaum
etwas ändern. Es wäre nur der kleinliche Triumph der
Sozialdemokratie, die erste Kanzlerin verhindert zu haben.
Angezettelt hatte Schröder die vorgezogene Wahl, weil er der
Hängepartie zwischen Bundestag und Bundesrat überdrüssig war.
Wahrscheinlich bekommen wir Schwarz-Rot in der Regierung zur schwarz
dominierten Länderkammer. Der Bundesrat wird nicht mehr blockieren,
sondern abnicken - vor allem den Fortgang der unsozialen Agenda 2010.
Nicht mehr in Rot-Grün, sondern in Schwarz-Rot. Und Schröder darf
zuschauen.
Quelle: Pressemitteilung Neues Deutschland