Mittelbayerische Zeitung: Dschungelcamp
Archivmeldung vom 28.01.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Erfolg des Dschungelcamps zeigt eines ganz deutlich, nämlich wie weit Anspruch und Wirklichkeit in Sachen TV-Unterhaltung in Deutschland inzwischen auseinanderklaffen. Wir verlangen zwar nach anspruchsvollem Bildungsfernsehen und zeigen uns empört, dass RTL und Co. uns mit niveaulosem Trash-Formaten zumüllen. Doch die Quoten sprechen eine andere Sprache: Durchschnittlich 7,11 Millionen von uns schalten ein, wenn C-Promis in Kakerlaken baden. Der Erfolg des Dschungelcamps hat RTL zudem immun werden lassen gegen jegliche Kritik.
Denn Fakt ist: Kein Wirtschaftsunternehmen würde ein Produkt vom Markt nehmen, das so viele Käufer findet, wie das Dschungelcamp Zuschauer. Warum also sollte der Sender eine Show - und mag sie noch so niveaulos sein - absetzen, die ihm Marktanteile von bis zu 50 Prozent beschert? Zumal die anhaltende Kritik dem Sender nicht einmal geschadet hat. Im Gegenteil: RTL profitiert von den Entrüstungsstürmen, die das Dschungelcamp regelmäßig auslöst. Nichts ist für Privatsender so wichtig wie Aufmerksamkeit. Die anhaltenden Diskussionen ließen die Zuschauerzahlen überhaupt erst so weit nach oben klettern. Inzwischen ist auch der Letzte zumindest neugierig geworden auf das Format, über das ganz Deutschland diskutiert. Selbst wer tatsächlich nicht einschaltet, dürfte dank der Dauerpräsenz auf allen Kanälen trotzdem das Gefühl haben, jede Folge von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" gesehen zu haben. Früher war der Sender RTL der Buh-Mann, jetzt ist es der Fernsehzuschauer - und das zurecht. Denn solange 7,11 Millionen Menschen den Aus-Knopf an ihrer Fernbedienung nicht finden, wird man ihnen ihren Wunsch nach niveauvoller Fernsehunterhaltung auch nicht mehr länger abkaufen.
Quelle: Mittelbayerische Zeitung