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Börsen-Zeitung: Dax im Steilflug

Archivmeldung vom 07.10.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.10.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Eine schwierige Regierungsbildung nach der Bundestagswahl, die Krise in Katalonien oder der weiter schwelende Konflikt zwischen Nordkorea und den USA: Es scheint mehr als genug Gründe zu geben, für den Aktienmarkt skeptisch zu sein.

Dennoch scheint derzeit nichts den Dax aufhalten zu können - mit Ausnahme vielleicht der Schwelle von 13000, vor der der Index am Freitag mit einem Rekord von rund 12993,5 Punkten zum wiederholten Mal zurückschreckte. Weltweit ziehen die Indizes an und lassen sich dabei auch von den sich allmählich von der ultralockeren Geldpolitik abkehrenden Zentralbanken nicht beeindrucken.

Getragen wird der Aufschwung von der über Erwarten positiven Entwicklung ihrer fundamentalen Basis. Das weltweite Wachstum fällt höher aus als noch zu Jahresbeginn prognostiziert wurde, auch wenn die Hurrikan-geschädigten Daten aus den USA das derzeit nicht widerspiegeln können. Zudem zieht die Konjunktur - erstmals seit vielen Jahren - global synchron an. In der Folge überraschen auch die Unternehmensergebnisse nach oben und steigen die Gewinnerwartungen der Marktteilnehmer. Das wiederum lässt die vor allem in den USA hohen Bewertungen etwas weniger beunruhigend aussehen, als sie dies auf den ersten Blick tun, zumal noch positive Impulse durch die von Donald Trump geplante Steuerreform hinzukommen könnten. Im Hintergrund wirkt zudem das Niedrigzinsumfeld als stützender Faktor.

Zum Outperformer mutiert

Das bessere konjunkturelle Umfeld ist gerade für den stark zyklisch geprägten und auslandsorientierten Dax positiv. Seit seinem Tief vom 29. August hat der Index steil um mehr als 1000 Punkte bzw. um mehr als 9% zugelegt. Getrieben wird er auch dadurch, dass der Euro seinen Höhenflug Ende August abgebrochen hat und leicht gesunken ist. In den Monaten zuvor hatte die Stärke der Währung den Index gehemmt und ihn im Vergleich zum amerikanischen S&P 500 deutlich unterdurchschnittlich abschneiden lassen. In den zurückliegenden Wochen hat sich dies komplett gedreht. Seit Ende August hinkt der S&P 500 mit Gewinnen von bis zu 4,4% dem deutschen Leitindex hinterher.

Aus ebendiesem Grund könnte die Schwelle von 13000 Dax-Zählern demnächst fallen. Denn die Zeichen stehen gut, dass der Euro-Höhenflug nicht nur abgebrochen ist, sondern die Währung in den kommenden Wochen weiter nachgibt. Trotz der in diesem Monat wohl anstehenden Ankündigung der Europäischen Zentralbank, das Volumen ihrer Anleihekäufe zu reduzieren, wird ihre Geldpolitik noch geraume Zeit überaus akkommodierend bleiben. Insbesondere wird eine erste Leitzinsanhebung noch lange auf sich warten lassen, nach allgemeiner Überzeugung der Experten bis mindestens zum Ende des kommenden Jahres.

Ganz anders sieht die Lage in den Vereinigten Staaten aus. Ihre Zentralbank Fed hat klar signalisiert, dass sie im Dezember ein weiteres Mal an der Zinsschraube drehen will, und hält auch eisern daran fest, für das kommende Jahr drei weitere Anhebungen ihres Leitzinses zu prognostizieren. Letzteres will ihr der Markt, der ein deutlich gemächlicheres Zinserhöhungstempo einpreist, derzeit noch nicht glauben. Wenn man die US-Währungshüter aber halbwegs ernst nimmt, wird das transatlantische Zinsgefälle bis Ende 2018 um 100 Basispunkte steigen - eine starke Stütze für den Dollar.

Ob der Index im laufenden Zyklus wesentlich höhere Niveaus erreichen kann - die DZBank rechnet mit einem Hoch von 14000, das Bankhaus Sarasin erwartet den Index Ende 2018 bei 15000 Zählern -, hängt wesentlich davon ab, dass die positive Entwicklung der Weltwirtschaft und der Unternehmensergebnisse sich fortsetzt. Gerade in einem Umfeld, in dem die Bewertungen hohe Niveaus erreicht haben und gleichzeitig der geldpolitische Wind zu drehen begonnen hat, sind die Spielräume für Enttäuschungen mittlerweile recht eng geworden.

Damit rückt die demnächst in den USA startende Quartalsberichtssaison zum dritten Quartal ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Nicht nur die Zahlen der Berichtsperiode werden die weitere Tendenz an den Aktienmärkten bestimmen, sondern insbesondere auch die Ausblicke der Unternehmen auf das kommende Jahr. Bricht der positive Trend der zurückliegenden Quartale nicht ab, könnte die nächste Stufe des Rekordflugs an den Aktienmärkten gezündet werden. Neben einem weiteren Abbröckeln des Euro-Außenwerts könnte somit die Unternehmensberichterstattung den letzten kleinen Schubser über die Schwelle von 13000 Dax-Punkten bringen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Christopher Kalbhenn

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