WAZ: Suizid-Versuche bei Kindern - Kraft geht zu weit
Archivmeldung vom 22.02.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin Kinderpsychologe aus Köln hat Alarm geschlagen. "Schon verzweifelte Zehnjährige versuchen sich umzubringen", warnte er. Die Zahl der Suizidversuche bei Kindern habe sich erhöht. Zumindest einen Teil der Verantwortung dafür wies er einem gestiegenen Leistungsdruck in der Schule zu.
Aber eben nur einen Teil. Um den Ursachen wirklich auf den Grund zu gehen, müsste der Blick geweitet werden, deutlich über eine Analyse der jeweils individuellen Situation der Opfer in ihrer Schule hinaus. SPD-Landeschefin Kraft hat die Aussagen des Psychologen für ihre Wahlkampfzwecke erheblich zugespitzt. Sie stellt zweifelsfrei einen Zusammenhang zwischen dem (von ihr kritisierten) Schulsystem und einer angeblich steigenden Selbstmordrate bei Schülern her. Andere Faktoren lässt sie dabei außer Acht. Letztlich wirft sie der Landesregierung damit vor, sie treibe mit ihrer Politik Kinder in den Tod. Damit geht sie, so wie sich die Fakten derzeit darstellen, zu weit. Die SPD-Spitzenkandidatin hat im Eifer des Gefechts und möglicherweise zunächst leichtfertig diese heikle Grenzüberschreitung begangen. Zumal sich ihr ungeheurer Vorwurf offenbar noch nicht einmal durch amtliche Statistiken belegen lässt. Legt sie jetzt trotzdem weiter nach, überdreht sie eindeutig.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung