Westdeutsche Zeitung: Duisburg
Archivmeldung vom 05.08.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Schwarzer-Peter-Spiel nach der Katastrophe von Duisburg ist seit gestern um eine Facette reicher. Nachdem zunächst das Innenministerium Veranstalter und Stadtverwaltung in die Pflicht genommen hatte, wehrt sich nun die Stadt und weist mit dem Finger auf Polizei und Veranstalter. Das Innenministerium wiederum stellt sich vor die Polizei. Und der Veranstalter sagt erst einmal gar nichts mehr.
Das passiert, weil über allen Beteiligten weiter das straf- und zivilrechtliche Damoklesschwert schwebt. In der Außenwirkung ist dieses Hin- und Hergeschiebe von Verantwortung verheerend, weil letztlich niemand dafür verantwortlich sein will, dass 21 Menschen starben und mehr als 500 verletzt wurden. Genau das aber verlangen die Opfer, die Hinterbliebenen, die geschockte Öffentlichkeit: dass jemand für das Drama gerade steht, dass Ross und Reiter genannt werden, dass auf Schuld Sühne folgt. Es gibt viele Vermutungen, viele Hinweise, noch mehr Gerüchte. Klar ist, dass Fehler gemacht wurden. Das Unglück ist nicht wie eine Naturkatastrophe über die Loveparade hereingebrochen. Hier trugen Menschen an verschiedenen Stellen Verantwortung - und einige sind ihr nicht gerecht geworden. Allerdings kann niemand derzeit genau sagen, wer zu welchem Zeitpunkt und an welcher Stelle Fehler machte. Es wird Aufgabe der Ermittler sein, auf diese Fragen eine Antwort zu finden. Zu beneiden sind Staatsanwaltschaft Duisburg und Polizei Köln nicht um ihre Aufgabe. Sie ist schwer. Und vielleicht - das zeigen frühere Katastrophen - wird die strafrechtliche Aufarbeitung auch an Grenzen stoßen. Vor allem aber braucht die Aufarbeitung der Katastrophe Zeit. Bis zum Abschluss der Ermittlungen wäre es gut, wenn Ruhe einkehren könnte. Wenn nicht mehr alle Beteiligten mit dem Finger aufeinander zeigen würden. Wenn dieses unwürdige Schwarzer-Peter-Spiel aufhört. Dann endlich werden die Verantwortlichen genannt, werden möglicherweise Anklagen erhoben, es wird zivilrechtliche Auseinandersetzungen geben. Und dann müssen Konsequenzen gezogen werden aus den Fehlern. Damit sich eine Katastrophe wie das Drama von Duisburg nicht wiederholt.
Quelle: Westdeutsche Zeitung